Im Geografiestudium an der Uni Zürich gehörte ich nicht zur Permafrostfraktion, also denjenigen, die mit Inbrunst Drumlins, Nunatakker und ähnliche Phänomene der physischen Geografie studiert haben. Deshalb sei mir der allzu lasche Umgang mit dem Begriff Permafrost in meinem letzten Eintrag verziehen.

Der Permafrost ist nämlich eine ernste Sache, die keinen Spass erlaubt. Gemäss Definition auf Wikipedia ist Permafrostboden oder Dauerfrostboden ab einer gewissen Tiefe das ganze Jahr hindurch gefroren — und zwar während zwei Jahren ununterbrochen. Da sind die drei, vier Wochen, während derer das Fussballfeld am Ende des Rotsees gefroren war, geradezu läppisch. Was jedoch typisch für den Permafrost wäre, ist das Auftauen der obersten Schicht in einer Wärmeperiode und der daraus resultierende Matsch.

A propos Permafrost 1

Der wegen der Klimaerwärmung auftauende Permafrost ist in den Alpen ein ernstes Problem: Wenn das Dauer-Eis taut, das Felspartien und Gesteinssedimente zusammenhält, sind Felsstürze und Murgänge die Folgen und die Berge drohen uns buchstäblich auf den Kopf zu fallen — wie der Bericht Der Permafrost schmilzt — Forscher überwachen den Dauerfrostboden der 3sat-Sendung nano eindrücklich aufzeigt. Bauliche Gegenmassnahmen, wie z.B. die Erneuerung des Fundaments und der Verankerung einer Bergstation, sind enorm teuer. Und gegen manche Gefahren, wie z.B. einen Felssturz in einen Stausee, der einen Tsunami auslöst und den Stausee zum Überschwappen bringt, lässt sich gar nichts ausrichten.

A propos Permafrost 2

Der Permafrost aus dem All — Screenshot der Permafrost-Karte auf Google Earth

Jetzt hat Stephan Gruber vom Geographischen Institut der Universität Zürich, der schon in der oben erwähnten 3sat-Sendung zu Wort gekommen ist, den Permafrost weltweit kartiert und auf Google Earth in Internet gestellt. krone.at titelte: Forscher erstellt revolutionäre Permafrost-Karte. Diese Karte ist einfach abzurufen: Voraussetzung ist die Installation von Google Earth auf dem eigenen Computer. Von der Cryodata-Seite des Geographischen Instituts der Uni Zürich muss man dann nur noch dieses KMZ-File herunterladen und mit Google Earth öffnen — und schon kann man durch den weltweiten Permafrost brausen.

Und so sieht’s aus mit dem Permafrost in der Schweiz:

Je blau-violetter, desto permafrostiger ist es nicht nur in der Schweiz — zum Vergrössern der Karte auf den Screenshot von Google Earth klicken!

A propos Permafrost 3

Und noch ein letztes Aperçu aus der Welt des Permafrosts: Gestern war aus verschiedenen Medien, z.B. auf www.focus.de zu erfahren, dass russische Forscher 30’000 Jahre alte Pflanzen zum Blühen gebracht haben. Die Pflanzen lagen in Futterverstecken von Erdhörnchen und überdauerten die Jahrtausende tiefgefroren im Permafrost.

Die Pflanze, die aus der Kälte kam:

Silene stenophylla — Screenshot der Bildersuche mit Google

Nachtrag vom 1. März 2012:
Permafrost-Matterhorn

Was ich zu erwähnen vergass: Die Transparenz der Permafrost-Karte auf Google Earth lässt sich einstellen (mit dem Regler im linken Menu unterhalb „Orte“) und selbstverständlich kann man das Gelände stärker heranzoomen und den Blick schwenken. Auf einer Flughöhe von 3.71 km über Zermatt sieht das dann so aus:


Screenshot von Google Earth — Zum Vergrössern aufs Bild klicken!