Nach einem Ausflug in die Klee-Hauptstadt setzten wir unsere zerstückelten Winterferien zwei Tage später mit einem Ausflug auf die Rigi fort. Hochnebel war angesagt mit einer Obergrenze bei 1500 Meter, Tendenz steigend. Für die Rigi Scheidegg (1661 m.ü.M.) würde es also knapp werden, deshalb griffen wir zu Plan B, fuhren auf die Rigi Kulm (1798 m.ü.M.) und hatten richtig spekuliert.

Unter dem Nebel


Der Blick von der Seebrücke in die Alpen — man würde nicht meinen, dass Luzern eine Alpenstadt ist.


In Arth-Goldau wird die Talstation der Rigibahn umgebaut — zur provisorischen Station ist es ein 300 m langer Fussweg.

Nach gut halbstündiger Fahrt mit der Zahnradbahn erreichen wir auf Rigi Staffel (1601 m.ü.M.) die Nebelgrenze. Eine Viertelstunde später stehen wir auf der Kulm und es hat sich gelohnt:

Über dem Nebel


Der Rundblick über dem Nebel ist toll, wie Kulturflaneurs Schnellpanorama zeigt (zum Vergrössern aufs Bild klicken!): Er reicht vom Mittelland übers Säntismassiv, die Glarner, Urner und Berner Alpen bis zum Pilatus, dem Luzerner Hausberg. Die Rigi Scheidegg — unser ursprüngliches Ziel gemäss Plan A — versinkt allmählich im Nebelmeer.


Der Blick in die Tiefe auf den Schatten der Rigi auf dem Nebelmeer.

Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg zurück ins Nebelmeer. Die Nebelgrenze ist inzwischen schon wieder um 100 Meter gestiegen. Grund für ihr Steigen ist eine Nordströmung über die Alpen, die den Nebel gegen die Berge drückt.


Spuren des hundertjährigen Zahnradbahnkriegs

Das Bild zeigt zwei Zahnradbahngeleise, die von der Staffel parallel auf den Kulm führen: die linken gehören der 1875 eröffneten Arth-Rigi-Bahn und führen nach Arth-Goldau hinunter, die rechten gehören zur Vitznau-Rigi-Bahn, die 1871 als als erste Bergbahn Europas eröffnet wurde. Mehr als hundert Jahre lang betrieben die rote VRB und die blaue ARB ihre Bahnen auf den Berg der Berge ohne jegliche Verbindung, ja zeitweise bekämpften sie sich bis aufs Blut. Die VRB musste die Strecke Staffelhöhe – Staffel – Rigi Kulm von ihrer Konkurrenzbahn pachten, weil nur diese eine Konzession für den im Kanton Schwyz liegenden Streckenteil besass (vgl. Wikipedia). Erst 1992 fusionierten die beiden Bahnen sowie die Luftseilbahn Weggis – Rigi Kaltbad zur Rigi Bahnen AG und bauten ein Verbindungsgeleise.


Die Vitznau-Rigi-Bahn auf Talfahrt nach Vitznau am Vierwaldstättersee.

Im Nebel

Mit dem Badezeug im Rucksack tauchen wir ein in den Nebel und wandern abwärts nach Kaltbad.


Eine Föhre voll von Rauhreif im nebelfeuchten Kaltbad.

In Kaltbad wollen wir das von Mario Botta gestaltete und kürzlich eröffnete Mineralbad & Spa testen:


Das neue Botta-Bad mit kristallartig gestalteten Oblichtern, …


… mit einem für Botta typischen Treppenhaus und …


… einem Aussenbecken mit vernebelter Bergsicht.

Wo jahrelang ein hässliche Bauruine an eine Fehlspekulation erinnert hat, ist mit dem Mineralbad eine neue Attraktion entstanden, die die Rigi touristisch aufwertet (vgl. Artikel im Tages-Anzeiger vom 29.8.2009: Bad statt Bordell: Die glorreiche Geschichte des Botta-Tempels auf der Rigi. Anm. des Kulturflaneurs: Dieser Artikel ist leider nicht mehr online verfügbar.). Doch ein Botta-Tempel macht aus Kaltbad noch keinen mondänen Ort: Kaltbad wird auch an schönen Tagen, wenn es voll von Sonnenhungrigen ist, immer etwas bieder und verschlafen wirken. An diesem hochnebligen Tag haben sich nur wenige ins neue Bad verirrt — wir haben also das Bad fast für uns und geniessen die wohltuend nüchterne Atmosphäre.

Wieder unter dem Nebel

Nach zwei Stunden haben wir genug vom Baden im Nebel und fahren nach Vitznau hinunter, wo wir noch ein Holdrio oder zwei trinken und dann das Schiff nach Luzern besteigen.


Blaue Stunde in Vitznau: das Depot der VRB

Rigi Kulm (1798 m.ü.M.)
auf der Kulturflaneur-Karte