Es gibt Leute, die sammeln Länder — Länder, die sie schon bereist haben. Es gibt Leute, die spiessen Berge auf — Berge, die sie schon einmal bestiegen haben. In der Ferienwohnung in Keswick zum Beispiel hängt eine Karte des Lake Districts, auf der die Familienmitglieder die Berge/Hügel, die sie bestiegen haben, mit einem Pin markieren. Jedes Mitglied benutzt eine andere Farbe. Ich geb’s zu, ich war fasziniert und bin nicht gänzlich davor gefeit, Berge aufzuspiessen.

Auf dieser interaktiven Karte sind meine Einträge zu den diesjährigen Oster- und den Sommerferien im Tessin verlinkt. Mit Klick auf einen Marker erscheint im Pop-Up die dazu gehörende Story mit Titel-Link, vergrösserbarem Bild und Info. Berge und Hügel sind blau aufgespiesst, alle übrigen Ausflüge sonstwie.

Das waren unsere Ferien im Tessin

Von Arosio, wo wir über Ostern und Pfingsten hinfuhren, habe ich florale Ostergrüsse verschickt, über Stechpalmen und eine Zeitungscollage geschrieben, die wir auf unserer Wanderung nach Caslano und anschliessender Schifffahrt nach Lugano angetroffen haben. Auf dem Monte Lema schliesslich passierte mir das Malheure Mit den Flip-Flops am Hillary Step.

In Orselina, wo wir in den Sommerferien eine Ferienwohnung mit Aussicht gemietet hatten, genossen wir abends die Blaue Stunde im Tessin. In Locarno besuchten wir die Pinacoteca comunale Casa Rusca, wo Der Schrei von Frau Frogg immer noch nachhallt, auch wenn die Ausstellungen „Visidivisi“ von Nando Snozzi und die „Galassia di Arp“ längst abgebaut sind. Auf dem Lungolago entdeckten wir Spuren eines Reisenden Revoluzzers — nicht zum ersten Mal ist uns Bakunin in den Ferien über den Weg gelaufen. Per «Äxgüsi» auf den Hausberg: Bei regnerischem Wetter stiegen wir nur auf die Cardada, weil es der schnellste Weg nach unten war. Frau Frogg wollte die Maggia Von der Quelle bis zur Mündung erwandern, doch es blieb bei der ersten Etappe, dafür stiessen wir auf verkehrshistorische Relikte. Immer wieder schön ist die Wanderung von Ascona über den Monte Verità nach Ronco und der Flower-Power revisited auf den Isole di Brissago. Hier spricht man Deutsch dachten wir, als wir das Walserdorf Bosco Gurin besuchten, doch noch mehr Deutsch wird in Indemini und in der Agglomeration Locarno gesprochen. Die Wanderung von Arcegno über die Corona dei Pinci nach Rasa im Centovalli war für mich nostalgisches Wandern mit den Ex. Immer wieder gerne fahren wir mit der Letzten Sässelibahn auf die Cimetta und wandern auf die Monti di Lego, ein Idyll. Schon lange auf der Liste hatten wir den Monte Tamaro — diesen Erlebnisberg mit Badekrake können wir jetzt aufspiessen. An der EXPO in Milano konnten wir die Frage Hat’s genug Öpfelringli? für uns mit einem Ja beantworten, während wir die Fragen „War die EXPO interessant? Hat sich’s gelohnt?“ ausser dem Japanisch essen mit Hello Kitty wohl eher mit einem Nein beantworten würden.

Natürlich haben wir in diesen Tessinferien noch mehr erlebt, aber erstens lassen sich nicht alle Ferienerlebnisse aufspiessen — Ferienzeit ist auch Lesezeit! — und zweitens lohnt es sich nicht über alles und jedes einen Bericht zu schreiben, was nicht heisst, dass es nicht wunderbar war, in den Ferien Tessiner Freunde zum Essen einzuladen oder im Lido zu baden und zu faulenzen, weil es einfach zu heiss war, etwas Anstrengendes zu unternehmen. Last but not least: Frau Frogg hat in diesen Ferien 50 Jahre aufgespiesst — gefeiert haben wir das gleich doppelt: im Tessin mit einem feinen Abendessen und zuhause mit einem grossen Fest. Schön war’s!