Als Sohn eines Swissairlers habe ich ein ambivalentes Verhältnis zum Fliegen: Ich liebe es, wenn die Piloten den Schubhebel nach vorne schieben und die Triebwerke aufheulen, wenn die Beschleunigung einen in den Sitz drückt, der Flieger über die Startpiste rast und schliesslich abhebt. Mir ist aber auch klar, dass die weltweite Massenfliegerei dem Klima überaus schadet.
Flying the Friendly Skies
Zugegeben, ich habe bei der Buchung meiner Flüge einen Fehler gemacht: Ich hätte eine Verbindung mit weniger Umsteigezeit buchen sollen. Dank unüblichem Rückenwind sind wir zu früh angekommen und weil die Maschine für den Weiterflug nach Albany auf sich warten liess, dehnte sich die Umsteigezeit von sechs Stunden ins Unerträgliche. Wie Fischli Weiss versuchte ich aus der Not eine Tugend zu machen und schoss ein paar schöne Airport-Bilder. Ich hatte mich auch mit einem dicken Buch ausgerüstet, um die Wartezeit lesenderweise zu verbringen. Doch als die Anzeigetafel bei meinem Flug „AWAITING AIRPLANE“ und eine um Stunden nach hinten verschobene Abflugzeit anzeigte, wurde die Warterei mühsam — und am Boden fand ich die Himmel nicht mehr so freundlich. Keine Ahnung, wie es Viktor Navorski in Steven Spielberg’s The Terminal neun Monate lang im JFK-Airport ausgehalten hat, mir waren neun Stunden schon mehr als genug…
Warten auf den Schnäpper
Noch volle drei Stunden gingen ins Land, bis ich von meinem Fensterplatz ein Bild vom Propeller meines Fliegers machen konnte. Bis dahin hat — sozusagen als Beschäftigungstherapie für unterbeschäftigte Passagiere — dreimal das Gate meines Flugs geändert. Am Schluss war es wieder dasjenige, das man mir schon in Zürich auf den Boarding Pass gedruckt hatte.
Doch die Warterei hat sich schliesslich gelohnt: Der Flug über das nächtliche Newark bis nach Albany war ziemlich spektakulär.
Zeitweise war gar nichts mehr zu sehen — der Propeller verquirlte die Wolken. Und dann, vierzig Flugminuten den Hudson entlang flussaufwärts, kam die Hauptstadt des Staats New York in Sicht. Der Pilot fuhr die Räder aus und machte unseren Schnäpper (schweizerdt. für Kleinflugzeug, aber auch Mofa) bereit für die Landung. In Albany angekommen, war ich hundemüde und heilfroh, dass mein Bruder mich abholte.
12. Oktober 2015 um 23:11 Uhr
Like!