Ausgehend von Michael Schindhelms Ausstellung «The End of Aging», die ich im Beitrag Kann Kunst beim gut Altern helfen? vorgestellt habe, wurde mir bewusst, dass viele den Traum vom ewigen Leben im Diesseits träumen und nicht wenige alles tun, um diesen Traum in die Realität umzusetzen. Die Longevity-Szene hat sich zum Ziel gesetzt, den Alterungsprozess zu überwinden und gesund möglichst alt zu werden.

Wie gross das Interesse am langen Leben tatsächlich ist, weiss ich nicht, aber Schweizer Radio und Fernsehen haben immer wieder über das Streben nach Langlebigkeit berichtet:

Blue Zones

In diesen Blauen Zonen leben Menschen länger und gesünder (Bild: mypfadfinder.com)

Für die Festtagsserie Blue Zones — der Schlüssel zum langen Leben? hat die Sendung «10 vor 10» ihre Korrespondent:innen in die «Blue Zones» geschickt, in jene Weltregionen, wo Bewohner und Bewohnerinnen durchschnittlich länger und gesünder leben. Um die Jahrtausendwende haben die Demografen Michel Poulain und Gianni Pes diese Anomalien in Sardinien entdeckt und die Dörfer auf einer Karte mit einem blauen Stift eingekringelt – der Begriff «Blue Zones» war geboren.

Langlebigkeitsindikatoren aus den «Blue Zones» Okinawa, Sardinien und Loma Linda (Bild: The RedBurn, commons.wikimedia.org)

Gemäss Wikipedia hat der Forschungsreisende und Journalist Dan Buettner das Konzept der Blue Zones entwickelt und im November 2005 im Magazin National Geographic in der Titelgeschichte «The Secrets of a Long Life» vorgestellt. Buettner identifizierte fünf Regionen, die er als «Blaue Zonen» bezeichnet: Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), die Nicoya-Halbinsel (Costa Rica), Ikaria (Griechenland) sowie die Siebenten-Tags-Adventisten in Loma Linda (Kalifornien). Basierend auf Daten und Beobachtungen aus erster Hand erklärte er, warum diese Bevölkerungsgruppen gesünder und länger leben.


Youtube-Trailer zur Netflix-Miniserie «Live to 100: Secrets of the Blue Zones» (auch auf Deutsch), die auf der Basis von Dan Buettners Buch «The Blue Zones» entstanden ist.

Inzwischen haben Dan und Nick Buettner den Begriff «Blue Zones» markenrechtlich schützen lassen und dieses Konzept zu einem Geschäftsmodell gemacht: Auf bluezones.com verticken sie Lebensweisheiten, Kochkurse, Longevity-Produkte und Blue-Zones-Accessoires. Ihr Werbespruch: «We Empower Everyone, Everywhre To Live Better, Longer».

Der Hype um die Langlebigkeit

  • SRF-Puls beschäftigte sich am 21.8.2023 mit der Steigenden Lebenserwartung (Video, 33:49) in der Schweiz und stellt die Frage, ob der Traum vom ewigen Leben bald wahr wird. Es geht um die wissenschaftliche Suche nach dem Jungbrunnen, um die Frage, ob wir wirklich ewig leben wollen, um die Altersrezepte aus den «Blue Zones», um die Bedeutung von sozialen Kontakten oder täglicher Bewegung fürs gute Altern.
  • In der Radiosendung «Trend» vom 27.9.2024 reden Damian Rast und Dario Pelosi über Die Suche nach dem richtigen Essen für ein langes Leben (Audio, 24:25). Wie lassen sich die Erkenntnisse aus den «Blue Zones» – besser und länger leben durch ausgewogene Ernährung und ein gutes soziales Umfeld — auf unser Leben übertragen oder bewegt sich unsere Gesellschaft gar in eine komplett andere Richtung? Was hiesse das für die Gastronomie oder die Lebensmittelindustrie, die uns im hektischen Alltag mit Nahrung versorgen?
  • SRF-Rundschau brachte am 2.10.2024 einen Beitrag über den Longevity-Trend Hype um die Langlebigkeit (Video, 12:18) — die Longevity-Szene traf sich im Luxushotel Suvretta House in St. Moritz und diskutierte Therapien für altersbedingte Krankheiten, Techniken zur Verjüngung von Zellen, aber auch über Achtsamkeit und das richtige Atmen. Das gemeinsame Ziel: möglichst lange zu leben – und dabei gesund zu bleiben.

Ich frage mich, ob die Leute, die sich ein Leben lang damit beschäftigen, gesünder, besser und länger zu leben, überhaupt noch Zeit haben fürs eigentliche Leben. Mein Vater jedenfalls, der nach Devise «Wer 100 Jahre lang raucht, wird recht alt» lebte, wurde immerhin 82, wenn auch nicht bei bester Gesundheit.