Für diesen Stadtbummel gibt es eine Gebrauchsanleitung. Sie stammt von Christine von Brühl, die in den 1990er Jahren in Dresden gelebt hat und die Stadt und ihr Umland wie ihre Hosentasche kennt. Ihr Buch Gebrauchsanweisung für Dresden kann ich allen Besuchern und -besucherinnen von Dresden nur empfehlen — es hat mich neugierig auf diese Stadt gemacht.
Statt einer Einleitung erklärt sie den LeserInnen, was die Brühls mit Dresden zu tun haben: Die Autorin ist die Ur-ur-ur-ur-ur-Enkelin von Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), der als Page an den Hof von August dem Starken gelangte, eine steile Karriere machte und schliesslich als Premierminister Augusts des Dritten zum einflussreichsten Mann am sächsischen Hof wurde. Sein wohl bekanntestes Vermächtnis im Stadtbild von Dresden ist die Brühlsche Terrasse. „Machen Sie einen Rundgang im Herzen der Stadt — oder nehmen Sie wenigstens ein Sonnenbad auf der Brühlschen Terrasse“ heisst das erste Kapitel der Gebrauchsanleitung für Dresden — dieser Aufforderung sind wir nachgekommen. Hier die Bildergeschichte zum Stadtbummel durch Dresden:
Als Frau Punctum uns verdankenswerterweise von Meissen nach Dresden führte, war das Gebäude auf dem Bild rechts das erste Gebäude, das uns wirklich ansprang: Eine Moschee in Dresden! 1909, als Dresden noch Zentrum der Zigarettenproduktion und des Rohtabakhandels in Deutschland war, wurde die Yenidze als Zigarettenfabrik gebaut. Heute, schreibt Christine von Brühl, werden unter ihrer bunt schimmernden Kuppel Märchen aus Tausendundeiner Nacht vorgelesen.
Von Brühls Rundgang beginnt auf der Neustädter Seite der Elbe, auf den Spuren Emil Tischbein, der vor seiner abenteuerlichen Reise nach Berlin — nachzulesen in Erich Kästners Emil und die Detektive — im Blumenladen Stammnitz an der Louisenstrasse 21 Blumen für seine Tante kauft. Da trifft es sich gut, dass wir uns im Hostel Louise 20 auf der gegenüberliegenden Strassenseite einquartiert haben. Nach dem Mittagessen in der Planwirtschaft (vgl. Beitrag von Frau Frogg) machen wir uns auf die Socken und folgen den Spuren von Erich Kästner in der Dresdner Neustadt: Beim Erich-Kästner-Museum am Albertplatz sitzt eine Bronzefigur auf der Gartenmauer, darunter ein Zitat von Erich Kästner: „Am liebsten hockte ich dann auf der Gartenmauer und schaute dem Leben und Treiben auf dem Albertplatz zu.“
Wie Christine von Brühl nähern wir uns Dresden von Neustädter Seite her, überqueren die Elbe auf der Augustusbrücke und machen dann auf der Altstädter Seite folgenden Rundgang:
1. Die Brücke mit dem Canaletto-Blick
Auf der Augustusbrücke sieht man Dresden mit dem Canaletto-Blick, will heissen: Mehr oder weniger so wie der venezianische Maler Bernardo Bellotto die Stadt um 1750 herum gesehen hat.
2. Für Flaneure: Die Brühlsche Terrasse
Die Brühlsche Terrasse, die auch schon als Balkon Europas bezeichnet wurde, ist auf der ehemaligen Stadtbefestigung entstanden. Hoch über der Elbe gelegen, lädt der 500 Meter lange Park zum Flanieren ein — vor allem dann, wenn das Terrassenufer noch unter Wasser steht.
3. Die Zitronenpresse der Kunstakademie
Für einmal hatte es der Volksmund nicht schwer, der Dresdner „Hall of Fame“ einen prägnanten Übernamen zu verpassen — oder was würde besser passen als „Zitronenpresse“? Die Kunstakademie wurde bei der Bombardierung Dresdens am 14./15. Februar 1945 weitgehend zerstört, eigenartigerweise aber blieb die Zitronenpresse stehen.
4. Das Panorama von der Frauenkirchenkuppel
Die Bombennacht im Februar 1945, in der Zehntausende getötet wurden und der Feuersturm Dresdens Innenstadt in ein Inferno verwandelte, war ein Schock, den Dresden jahrzehntelang nicht überwinden konnte. Fürs Stadtbild am schlimmsten war die Zerstörung der Frauenkirche — ihre Ruine war während der DDR-Zeit ein Mahnmal gegen den Krieg, aber auch eine offene Wunde im Stadtbild. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die DresdnerInnen alles daran setzten, diesen markanten Bau zu rekonstruieren. 180 Millionen Euro kostete der Wiederaufbau, der 2005 abgeschlossen wurde. Von Brühl schreibt, dass in den ersten zweieinhalb Jahren der rekonstruierte Monumentalbau von fünf Millionen Menschen besucht wurde — die Frauenkirche wurde zum Symbol der Hoffnung und der Versöhnung.
Für BesucherInnen ist die Kuppel aber auch ein grossartiger Aussichtspunkt:
Die grösste Kuppel auf der Alpennordseite war und ist wieder ein imposantes Bauwerk:
5. Auch in Dresden gibt’s Schanigärten
Was in Wien Schanigarten heisst und Gartenbeiz in der Deutschschweiz, gibt’s zum Glück auch in Dresden — nach dem Aufstieg auf die Kuppel der Frauenkirche hatten wir uns den Getränkehalt im Biergarten redlich verdient.
Fortsetzung folgt…
9. Juli 2013 um 10:53 Uhr
Herr T. Und nett, dass Du mich überholt hast. Jetzt kann ich diesen Beitrag bei meinem nächsten verlinken. Die Karte vom Rundgang werde ich brauchen können.