…ein gutschweizerischer Ausdruck für Gasthaus oder Wirtshaus, der manchmal einen abwertenden Beigeschmack hat, manchmal aber auch die Verbundenheit mit einem Lokal zum Ausdruck bringt. Die Anregung zu diesem Gedankensplitter stammt von Lo von Spiegelei, der sich nach meinem gestrigen Eintrag Happy Birthday, dear Kreuz! gefragt hatte, was eine Beiz ist.
Gute Restaurants, die etwas auf sich halten, verwahren sich dagegen, als Beiz bezeichnet zu werden, denn in einer Beiz ist das Trinken (und bis vor wenigen Jahren das Rauchen) wichtiger als das Essen. Auch, aber nicht nur Dank des Rauchverbots, das in Solothurn seit 2009 in Kraft ist, hat sich das Kreuz im Lauf der Jahre von einer Beiz zu einem beliebten Restaurant entwickelt, das für gutes Essen bekannt ist und in dem man abends besser einen Tisch reserviert.
In anderer Hinsicht ist das Kreuz eine Beiz geblieben: Die schönen Holztische werden beispielsweise nicht mit Tischtüchern eingedeckt, wie es in einer Nobelbeiz der Fall wäre. Oder: Sobald sich die Beiz füllt, bleibt man an den langen Beizentischen nicht alleine oder zu zweit — ich jedenfalls komme immer wieder mit Unbekannten ins Gespräch, obwohl ich kein Beizenhocker bin. Eine Beiz ist eben auch ein Treffpunkt. Das Kreuz wird immer auch die Stammbeiz einiger Gäste bleiben, die sich Tag für Tag am Stammtisch oder am Tresen für ein, zwei, drei Feierabendbier(e) treffen.
Auch ich habe mich auf dem Internet kundig gemacht über die Herkunft von „Beiz“. Aufschlussreich ist der Wikipediaeintrag zu Beisl, dem österreichischen Pendant zu Beiz oder Beizli. Der Begriff stamme vom tschechischen „pajzl“ ab, was soviel bedeute wie Kneipe oder Spelunke. Es handle sich um eine verkleinernde Kurzform des Hauptworts „hampejz“ – mit den Bedeutungen „Hundehäuschen, Kegelbahn“, später auch „Bordell“. Wiktionary führt „Beiz“ auf das hebräische Wort בַּיִת (bayiṯ) für „Haus“ zurück, von wo es über das Westjiddische und das Rotwelsche ins schweizerische Deutsch gelangt sei. Wer auf Beizentour ist, fragt denn auch gerne seine Saufkollegen: „Gehen wir ein Haus weiter?“.
Das italienische Pendant zur Beiz, die Trattoria, ist schliesslich der Ort, wo Speisen „zubereitet“ werden (von trattare = bearbeiten, erörtern, konservieren, verarbeiten). In der Schweiz wiederum ist Beizen nicht nur eine spezielle Zubereitungsart von Fleisch und Gemüse, sondern bedeutet auch das Führen einer Beiz: In einer Beiz werden die Gäste vom Beizer oder von der Beizerin bewirtet.
So, das ist jetzt aber genug Wirtschaftskunde für heute!
11. April 2013 um 20:34 Uhr
Ein weiteres Exempel für das Vorkommen des rotwelschen „baïs“
im alemannischen Sprachraum findet sich etwa in der Stuttgarter „Weinstube Kochenbas“:
Rotwelsch: kochem = Gauner (von jiddisch „chochem“), baïs = (Wirts-)Haus, wie oben dargelegt
Bei der Kochenbas, heute in einem Randbezirk Stuttgarts gelegen, scheint sichs also ehemals um eine Gaunerspelunke extra muros gehandelt zu haben.
(Haben Sie gewusst, dass in Österreich eine Beislkultur gepflogen wird 😉
(in einer Winterthurer Beiz hatte ich übrigens einmal Verständnisschwierigkeiten mit einer Landsmännin von Ihnen 😉