Das fragte mich der Optiker, als ich ein neues Paar Kontaktlinsen brauchte. Mir war schon klar, dass er nichts Esoterisches meinte, aber was dann?

Als meine Sicht wegen Proteinablagerungen auf den Kontaktlinsen wieder einmal stark eingetrübt war, sass beim Kontaktlinsenfachmann und liess mich beraten. Obwohl ich kurzsichtig bin, habe ich nämlich seit einiger Zeit Mühe Zeitung zu lesen. Man könne nicht kurz- und weitsichtig sein, meinte mein Fachmann, aber mit zunehmendem Alter — das ist bei mir der Fall — nehme die Nahanpassungsfähigkeit des Auges ab. Dies nenne man Alterssichtigkeit (Presbyopie). Ich hätte drei Optionen, mit diesem Problem umzugehen:

  1. Bifokal- oder Gleitsichtbrille
  2. Kontaktlinsen plus Lesebrille
  3. Unterschiedlich starke Linsen

Bei Option 3 bestehe die Gefahr, dass ich Kopfweh bekäme. Dennoch entschied ich mich, diese Variante auszuprobieren. Ich sass also bereits auf dem Stuhl, bereit für die obligaten Sehtests, als mein Linsenspezialist mich fragte: „Welches ist denn Ihr Feuerauge?“ „Feuerauge?“, fragte ich verständnislos zurück. Er: „Ja, das Auge, mit dem Sie beim Schiessen zielen.“ Aha. Ich musste einen kurzen Moment überlegen, denn geschossen habe ich schon Jahrzehnte nicht mehr. „Das rechte“, sagte ich dann.

Seither schaue ich mit dem Feuerauge in die Ferne und lese mit dem Leseauge: Mein linke Kontaktlinse korrigiert die Sicht um eine halbe Dioptrie weniger stark als sie für eine gute Weitsicht eigentlich müsste — und es funktioniert. Kopfweh habe ich nicht bekommen, aber seither weiss ich, was ein Feuerauge ist. Und das weiss nicht einmal Wikipedia.