In unseren Sommerferien unternahmen wir eine dreiwöchige Reise in die Bretagne — ein Rückblick auf eine überaus schöne Rundreise um die nordwestliche Ecke Frankreichs.

Unsere Reiseroute

Unsere Reiseroute mit Übernachtungsorten (rot) und «Points of interest» (blau).

  • Tag 1: Anreise von Luzern über Basel, Paris und Rennes nach Saint-Malo (1). An sich problemlos, nur das Umsteigen von TGV zu TGV in Paris ist etwas stressig.
  • Tag 2: Wir entdecken den Küstenort Saint-Malo und sind fasziniert von den Gezeiten, vgl. St. Malo: Flut und Ebbe von Frau Frogg.
  • Tag 3: Schon vorab haben wir eine Busreise zum Mont Saint-Michel (a) gebucht, weil wir ursprünglich auch mal an Konzeptferien auf der rätselhaften Sankt-Michaels-Linie herumstudiert hatten und weil für uns die pyramidenförmig angelegte, hoch in den Himmel ragende Abtei, die auf einer felsigen Insel im Wattenmeer liegt, schon lange eine eigenartige Faszination hat. Nicht umsonst steht der Mont-Saint-Michel und seine Bucht seit 1979 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Andererseits wussten wir, dass der Mont Saint-Michel mit 3 Millionen Besucher:innen pro Jahr zu den Top-Ten der französischen Sehenswürdigkeiten gehört. Mit ambivalenten Gefühlen reihen wir uns ein in die Pilgerscharen auf den Mont Saint-Michel und Frau Frogg fragt sich zum ersten Mal: „Muss ich das wirklich?“.
  • Tag 4: Ausflug ins Seebad und Künstlerstädtchen Dinard (b), malerische Küstenwanderung um die Bucht von Saint-Malo zum Gezeitenkraftwerk La Rance und zurück zum Hotel in Saint-Malo. In Dinard hätten wir gut und gerne ein paar Tage verbringen können, deshalb mussten wir uns Entscheiden, was wichtig ist.
  • Tag 5: Weiterreise über Rennes, Plouaret-Trégor und Lannion nach Perros-Guirec (2). In Rennes hat der aus Paris kommende TGV fast eine halbe Stunde Verspätung und Frau Frogg realisiert, dass sie Wieder Französisch kann. Wir machen uns umsonst Sorgen um den Anschluss in Plouaret-Trégor — die SNCF lässt den Regionalzug nach Lannion auf uns warten. Perros-Guirec an Côte De Granit Rose gefällt uns überaus gut — Frau Frogg erklärt den herausgeputzten Badeort sogar zu ihrem Lieblingsort.
  • Tag 6: Wir wandern der Côte De Granit Rose (c) entlang — die rostroten Granitfelsen sind spektakulär und ein guter Grund, diesen Küstenabschnitt zu besuchen.
  • Tag 7: Reizvoll ist auch die Küstenwanderung in die andere Richtung zur Plage de Trestignel, zum Freizeithafen in der Bucht, wo grad wieder einmal Ebbe ist, und zur Kirche von Saint-Quai, die uns schon auf der Anreise mit Bus aufgefallen ist. Frau Frogg ist beeindruckt von den Gedenksteinen, die an die Die Soldaten von damals erinnern.
  • Tag 8: Weil sonntags keine TILT-Busse verkehren, nehmen wir das Taxi (das uns die Hôtelière organisiert hat) nach Lannion und fahren über Morlaix (d) und weiter nach Brest (3). Morlaix ist bekannt für den Eisenbahnviadukt, der hoch über dem Städtchen das Tal überquert. Nach dem Bezug des Hotels in Brest machen wir eine erste Besichtigung von Stadt und Hafen und die Bekanntschaft mit «la bruine», dem feinen Sprühregen, der für die Bretagne typisch ist — vgl. auch den Sonntagsspaziergang in Brest.
  • Tag 9: Im Département Finistère (von lat. finis terrae = Ende der Erde) angelangt, machen wir uns auf ans Ende der Welt: Mit dem Bus fahren wir nach Le Conquet: Nächster Halt Amerika, wandern zur Pointe Saint-Mathieu (e) — gemäss unserem Reiseführer ein Bretagne-Highlight, das uns schon vor Reisebeginn mit dem ikonischen Nebeneinander von Leuchtturm und Ruine einer Benediktinerabtei faszinierte. Vom Strand von Plougonvelin fahren wir wieder zurück nach Brest.
  • Tag 10: Wir brauchen einen «Ruhetag» und machen einen Strandausflug an den Stadtstrand von Brest: Die Bucht vor der Plage du moulin blanc ist so flach, dass ich nach 100 Metern immer noch abstehen konnte.
  • Tag 11: Wir fahren mit dem Schiff von Brest über Le Conquet und Molène auf die Île Ouessant (f). Allerdings sind wir nicht die einzigen, die an diesem schönen Tag die bretonische Insel besuchen wollen. Mit zwei Schiffen gelangen fast ebenso viele Tagesausflügler:innen nach Ouessant, wie dort leben — overtourism im Kleinformat. Doch nach der Ankunft verteilt sich die Masse rasch, so dass das Eiland vor der Küste wieder zum entrückten Idyll im weiten Ozean wird und Frau Frogg ihr Lieblingsbild schiessen kann. Abends der umgekehrte Vorgang: Ouessant entleert sich und zwei proppenvolle Schiffe bringen uns zurück aufs Festland.
  • Tag 12: Brest verabschiedet uns mit bruine, doch vor unserer Weiterreise nach Quimper gehen wir nochmals die prächtige Rue de Siam hinunter, testen die Stadtseilbahn über den tief eingeschnittenen Fluss La Penfeld und besichtigen die Ateliers des Capucins, die ehemaligen Fabrikhallen des Arsenals von Brest, die ab 2009 sorgfältig renoviert und in ein Kultur- und Medienzentrum im Stadtteil Capucins umgewandelt wurde. Am Nachmittag tut’s auf und Quimper (4) begrüsst uns mit Sonnenschein.
  • Tag 13: Quimper (4) ist etwa so gross wie Luzern. Die Provinzstadt, die wir aus reisestrategischen Gründen als vierten Übernachtungsort gewählt haben, liegt etwas im Landesinnern am Zusammenfluss des Flüsschens Steir mit der Odet (der bretonische Name Kemper bedeutet denn auch Zusammenfluss), gefällt uns überraschend gut — Frau Frogg erklärt Quimper sogar zu ihrem zweiten Lieblingsort.
  • Tag 14: Wir machen ein Busreisli nach Concarneau (g). Die Ville Close im Hafen des Küstenorts ist eine 1a-Touristenattraktion, aber recht charmant. Dann ist Concarneau der drittgrösste Fischereihafen Frankreichs. Und last but not least ist Concarneau bekannt aus diversen Krimis: Das Restaurant L’Amiral an der Hafenpromenade kommt sowohl in Simenons «Der gelbe Hund» als auch in den Bannalec-Krimis mit Kommissar Dupin vor.
  • Tag 15: Wahlsonntag in Quimper — von der rekordhohen Beteiligung an der ersten Runde der französischen Wahlen merken wir in Quimper praktisch nichts. Ich besuche das Musée des Beaux Arts von Quimper, das einerseits über etliche Meisterwerke der Pont-Aven-Schule verfügt und andererseits eine Sonderausstellung mit rund 200 Werken des aus Quimper stammenden Künstlers Pierre de Belay (1890 – 1947) zeigt. Hat mir gut gefallen.
  • Tag 16: Eigentlich wollten wir auf der Fahrt Richtung Süden in Lorient (h) Halt machen und den Ort besichtigen, wo mein Grossvater*) das Ende des Zweiten Weltkriegs erdauerte, aber erstens fehlt uns die Energie, Lorient mit dem Rollköfferli zu besichtigen, und zweitens hat sich inzwischen herausgestellt, dass mein Grossvater bei der Ortschaft Plouharnel (am Anfang der Halbinsel Quiberon) eingekesselt war. Vom Umsteigebahnhof Auray fahren wir mit dem nur in der Sommersaison verkehrenden Tire-Bouchon an Grossvaters Bunkeranlagen vorbei direkt nach Quiberon (5). Mit meinem Grossvater befasst sich auch der Beitrag Die Bretagne und der Zweite Weltkrieg.
  • Tag 17: Sehr schöne Küstenwanderung an der Côte Sauvage (i) der Halbinsel Quiberon, die zwei Seiten hat: eine wilde Felsenküste und eine sanfte Sandküste. Frau Frogg schreibt in Quiberon: Glanz und Elend darüber, dass auch die Côte Sauvage zwei Seiten hat — eine gefährliche und eine erholsame.
  • Tag 18: Wir machen einen Busausflug in die Steinzeit zu den Steinreihen von Carnac (j): Sowohl der Hinweg als auch der Rückweg führt über besagtes Plouharnel, wo Frau Frogg am Kreisel der Place de Gaulle beinahe verloren ging. Mit einer geführten Tour besichtigen wir die berühmten Steinreihen von Carnac, die nach wie vor ein grosses Rätsel darstellen, steigen auf den Tumulus Saint-Michel (auf dem grössten Grabhügel Kontinentaleuropas steht eine Kapelle), und picknicken im Sprühnebel vor dem Office de Tourisme von Carnac.
  • Tag 19: Unter anderem sind wir nach Quiberon (5) gefahren, weil wir vor einiger Zeit die Dokufiction 3 Tage in Quiberon gesehen haben. Der Schwarzweissfilm rekonstruiert den Kuraufenthalt von Filmstar Romy Scheider zwischen Glanz und Elend, wie Frau Frogg schreibt. Unsere 3 Tage in Quiberon sind auch schon fast um und wir umrunden — in der Hoffnung, die Drehorte zu Gesicht zu bekommen — die Südspitze der Presqu’île.
  • Tag 20: Nach schönen Ferien in der Bretagne begeben wir uns auf den Heimweg: Quiberon – Auray – TGV – Paris Montparnasse – Bus 91 – Paris Gare de Lyon – TGV – Basel – Luzern. Abgesehen vom stressigen Bahnhofswechsel, den Frau Frogg in Höchstspannung in Paris beschreibt, und einem Moment der Ungewissheit, als unser TGV Lyria wegen eines technischen Problems zehn lange Minuten auf offener Strecke stehenbleibt, verläuft unsere Heimreise wie geplant.

Insgesamt hat alles — Reise mit Interrail und Übernachtungen in fünf verschiedenen Hotel — tipptopp geklappt, unsere Ferienreise in 20 Tagen rund um die Bretagne war abwechslungsreich und interessant, aber unter dem Strich etwas zu wenig erholsam. Ein anderes Mal würden wir wohl eher an drei verschiedenen Orten in der Bretagne eine Ferienwohnung für je eine Woche mieten und dann etwas mehr Bücher lesen und herumhängen.

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*) Mein Grossvater, der in meiner Familie den Übernamen Fred Feuerstein hatte, war Deutscher und wurde von der Wehrmacht nach Frankreich geschickt. Von da schrieb er regelmässig nach Hause. 2013 hat Frau Frogg seine Briefe ausgewertet und in neun Blogbeiträgen verbloggt. Der erste Beitrag Briefe an seine Frau erschien am 2.2.2013, der letzte Beitrag Die Liebe zu den Grossvätern am 17.3.2013.