Heuer wollen die Festtagsessen kein Ende nehmen, so dass wir nach einem Raclette und Fleisch vom Tischgrill bei meiner Cousine sowie einem Rollschinkli mit Pommes Frites aus dem Ofen bei Frau Froggs Eltern Lust auf ein leichteres Weihnachtsmenu hatten. Voilà:
Das Weihnachtsmenü 2012
Linsensalat mit mariniertem Ziegenkäse
* * *
dazu ein St. Saphorin,
ein weisser Chasselas aus dem Lavaux* * *
Eglifilets Zuger Art
Salzkartoffeln* * *
Orangen-Datteln-Salat
mit Amaretto di Saronno
Das Rezept für den Linsensalat mit mariniertem Ziegenkäse stammt aus der Coopzeitung — Frau Frogg hat den Run auf schwarze Linsen beschrieben, den das Rezept in der auflagenstarken Kundenzeitung des Lebensmittelhändlers auslöste. Diesmal war der Einkauf entspannter, weil wir schwarze Beluga-Linsen noch zu Hause hatten. Die raffinierte Mischung aus Bohnen, Linsen und rohem Fenchel und der marinierte Ziegenkäse machen diesen Salat zu einem Gedicht.
Zum köstlichen Weisswein aus Chasselas-Trauben — ein St. Saphorin aus dem Lavaux am Genfersee — schreibt Verkäuferin Coop: „Helles Strohgelb mit grünen Reflexen, feingliedriges Bukett, attraktive Pfirsichnuancen, leicht hefig, mineralisch mit frischen Blütenduftaromen, frisch im Gaumen, angenehm weich strukturiert, delikate Aromatik.“ Konkurrent Denner hingegen beschreibt seinen St. Saphorin mit: „Helles Goldgelb. Duftet intensiv nach Ananas, mit einer feinen Zitrusnote. Im Körper strukturiert, mineralisch und süffig.“ Unser Weisswein hatte tatsächlich eine Farbe zwischen Stroh- und Goldgelb, aber wir konnten weder die Pfirsichnuancen noch die Blütenduftaromen oder den Ananasduft feststellen — süffig war der Saint Saph und passte auch zum zweiten Gang:
Die Eglifilets nach Zuger Art sind dank der Kräuter-Weissweinsauce wirklich etwas Feines. In meinem Rezept heisst es allerdings, man solle die Fischfilets nicht 19, sondern nur 10 Minuten ziehen lassen — und tatsächlich: das reicht auch. Als Kräuter verwendeten wir Dill, Peterli und Schnittlauch…
Das Dessert nahmen wir erst nach einem Verdauungsspaziergang rund um den Rotsee — ein Orangen-Datteln-Salat mit Amaretto di Saronno ist simpel, aber immer wieder gut, auch wenn Frau Frogg meinte, der Amaretto verleihe dem Dessert einen leicht „künstlichen“ Geschmack.
Kulinarisches vom Kulturflaneur an der Libellenstrasse
auf der Kulturflaneur-Karte
26. Dezember 2012 um 22:58 Uhr
Na, das klingt alles ziemlich gut und es ist auch so köstlich beschrieben, dass man gut „nachschwelgen“ kann. Leider ist bei uns die Gans seit 58 Jahren Tradition. Und da fühle ich mich ganz dem Traditionszwang verpflichtet. Allerdings haben die Kinder gemeint, dass sie noch nie so zart war wie diesmal. Bei uns ist ja die eine Gans traditionell mit Zwiebel, Äpfeln und Maronis gefüllt, während die andere die Äpfel entbehren muss, weil manche Kinder kein Obst essen. Das gleiche gilt fürs Rotkraut, aber das war die Aufgabe meiner Frau.
Gefreut hat mich die geröstete Leber am Sonntag. Die habe ich so hinbekommen, wie sie meine Großmutter gemacht hat. Die Leber erst 5 Minuten anbraten (nachdem vorher schon die Zwiebel angeschwitzt wurden). Erst danach Salz, Pfeffer und Majoran dazu geben und noch 2 Minuten weiter braten. Das Bestäuben der Leber mit Mehl habe ich vergessen zu erwähnen. Danach kommt ein bisschen Suppenfond drauf. Reduziert wird mit etwas Butter und einer Spur Mehl. Am gleichen Tag noch die Duxelles für den Montag gemacht, da gab’s das Fillet Wellington. Dienstag, als alle Kinder da waren, dann die zwei Gänse. Und heute haben wir mit halber Belegschaft, die ältere Tochter und ihre Familie war heute nicht mehr dabei, Reste verputzt: Gänseklein und die zweite Tranche des Wellis.
Unsere Getränke waren einfach.Immer die gleiche Cuvée Classique vom Humer (Mittelburgenland) und ausnahmsweise etwas mehr Bier als sonst. Der Bierzauberer wohnt nur 20 Hausnummern von uns entfernt. Er braut in der kleinsten Brauerei der Welt neun verschiedene Biersorten. Mir schmeckt das Cascade ausgezeichnet – und nicht nur mir.
Beim Dessert waren wir heuer mit Ausnahme eines Lebkuchenkuchens recht bescheiden und fremdbestimmt. Doch offen gestanden, war selbst mein Appetit auf Dessert nicht mehr all zu groß nach den diversen Schlemmereien:)
Nachträglich noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch.
27. Dezember 2012 um 19:34 Uhr
REPLY:
Tja, lieber Herr Steppenhund, eine 58jährige Tradition lässt sich nicht einfach so wegfegen — abgesehen davon ist eine Weihnachtsgans für eine so grosse Familie wahrscheinlich gar keine schlechte Idee, zu zweit würden wir wahrscheinlich noch den ganzen Januar davon zehren. Bei uns in der Familie haben grosse Vögel an Weihnachten keine Tradition, aber ich mag mich erinnern, dass meine Mutter auf Wunsch meines Schwagers einmal einen gefüllten Truthahn machte und wir alle eher enttäuscht waren. Das nächste Jahr gab es jedenfalls wieder einen Schinken.
Das Wasser ist mir aber auch bei der gerösteten Leber und beim Filet Wellington ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Lustig ist die Entstehungsgeschichte des Filet Wellington: Angeblich hat 1930 der Schweizer Koch Charles Senn dieses Fleischgericht im Rahmen der Zürcher Internationalen Kochkunstausstellung kreiert, doch bereits um 1900 gab es schon in diversen Kochbüchern Rezepte dafür.
Hoffentlich haben Sie sich angesichts dieser Schlemmereien nicht überessen — und ebenfalls einen guten Rutsch ins 2012a.
27. Dezember 2012 um 19:40 Uhr
Da laufen mir ja schon wieder mehrere Fliessgewässer im Munde zusammen! Ja, es war ein wunderbares Weihnachtsmenü! Vielen Dank, Herr T. … das mit dem Amaretto ist natürlich Nebensache.
Dass man Eglifilets Zuger Art mit einigermassen verhältnismässigem Aufwand selber machen kann, freut mich ohnehin enorm. Ich bin ja diesbezüglich puncto Fisch sehr restaurantgewohnt. Vielleicht versuche ich mich dann selber mal dran!