Meine Freunde organisieren immer wieder mal politische Weitwanderungen: Auf TransALPedes 1992 und WhatsAlp 2017 folgt nun Klimaspuren. Während TransALPedes und WhatsAlp zwischen Wien und Nizza alpenpolitische Ziele verfolgten, hat sich Klimaspuren dem drängendsten Problem unserer Zeit verschrieben: dem Klimawandel. Fasziniert vom Weitwandern (vgl. WhatsAlp – oder warum weit wandern) möchte ich diesmal nicht nur zwei, drei Tage dabei sein, sondern am Anfang 12 und am Schluss 9 Tage mitwandern. Meine Vorfreude ist gross und ich hoffe, ich bin fit genug!

Während sechs Wochen führt die Weitwanderung in 42 Etappen (davon sind 6 wanderfreie „Ruhetage“) über 700 Kilometer vom bündnerischen Ilanz durchs schweizerische Mittelland nach Genf. Wie bei der Tour de France gibt es auch bei Klimaspuren Auslandetappen: #5 Landquart – Schaan (FL), #6 Schaan (FL) – Schellenberg (FL), #7 Schellenberg (FL) – Mäder (A) sowie #41 Thonon-les-Bains (F) – Hermance.

Klimaspuren ist eine Radiowanderung

Mitwandern ist immer noch möglich, auch wenn einige Etappen schon ausgebucht sind. Interessierte können sich auf klimaspuren.ch anmelden.


Die interaktive Route von Klimaspuren – Traces du climat auf Google Maps. Ich selber plane von Ilanz nach Wil und dann von Neuchâtel nach Genéve mitzuwandern.

Klimaspuren ist viel mehr als eine öffentliche Weitwanderung: Klimaspuren ist ein politisches Statement gegen die Klimakatastrophe, ein Vernetzungsprojekt, das unterwegs an 50 Ortsterminen Aktivistinnen, Fachleute und Politikerinnen trifft, und schliesslich eine grosse kollektive Reportage mit Blog, Dokumentarfilm, Geschichten- und Essaybuch, guten Geschichten für die Medien und diverse Social Media.

Klimaspuren fordert Netto-Null bis 2030

Das Weltklima droht zu kippen. Die Folgen der Erderwärmung sind schon überall sichtbar — und nicht mehr zu ignorieren. Selbst hartnäckige LeugnerInnen des Klimawandels müssen eingestehen: So wie bis anhin kann es nicht weitergehen. Allerdings bleibt uns nur noch wenig Zeit, das Steuer herumzureissen. Doch die PolitikerInnen in Bundesbern trödeln und verlieren wertvolle Zeit — kein Wunder, verliert die Klimajugend die Geduld und fordert die rasche Senkung der Treibhausgas-Emissionen auf netto null. Das CO2-Gesetz, das am 13. Juni zur Abstimmung kommt, ist nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Schweiz als reiches Land muss deutlich mehr tun, um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Klimaspuren ist ein grosses Netzwerk

Klimaspuren protestiert nicht nur gegen die kollektive Unvernunft, sondern versucht auch aufzuzeigen, was fürs Klima getan werden kann. An rund 50 Ortsterminen zwischen Ilanz und Genf zu einem breiten Themenspektrum stellt sich Klimaspuren die Frage: Was geschieht wo und wie für zero Treibhausgas?

Ich bin gespannt, wie Reto Gurtner von der Weissen Arena Flims-Laax Massentourismus mit Klimaschutz zusammenbringen will. Ich freue mich auf die Besichtigung des Solarkraftwerks PVA Calinis in Felsberg oder den Besuch der Netzwerkstatt Alpen von CIPRA International und der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz in Schaan. Mich interessiert das Greenpeace-Podium in Trogen zur Landwirtschaft der Zukunft oder wie die St. Galler Immobilienfirma Senn die gesetzten Ziele im klimagerechten Bauen erreichen will. Gespannt bin ich aber auch auf das Treffen — wenn es denn zustande kommt — mit UmweltaktivistInnen, die mit der Besetzung einer grossen Kalksteingrube des Betonkonzerns LafargeHolcim gegen die umweltschädliche Zementproduktion protestierte und die Colline du Mormont kurzerhand zur Zone à défendre erklärte. Oder auf die Diskussion in Lausanne mit dem Centre interdisciplinaire de recherche sur la montagne (CIRM) und der Alpen-Initiative über die Frage, wie sich die Berggebiete an die Klimaerwärmung anpassen können. Oder die Debatte mit den Akteuren des Grand Genève über Planung und Klimawandel etc. etc.

Möglich werden all diese ganz verschiedenen Ortstermine, Veranstaltungen und Diskussionen dank einem grossen Netzwerk von Umweltorganisationen, wissenschaftlichen Institutionen, Bürgerinitiativen, Firmen und Gemeinden, die sich im Kampf gegen den Klimawandel engagieren und Klimaspuren unterstützen. Bravo!

Klimaspuren ist eine kollektive Reportage

Auf dem langen Marsch nach Genf berichtet Klimaspuren laufend über die Erlebnisse und Erkenntnisse von unterwegs. Die Klimaspuren-Geschichten werden über Klimaspuren-Blog, hochparterre.ch und diverse soziale Medien verbreitet, so dass, wer nicht dabei ist, Klimaspuren auf dem Sofa miterleben kann. Klimaspuren wird filmisch dokumentiert und fotografisch festgehalten — geplant ist auch ein Buch über die Schweiz auf dem Weg zu Netto-Null.

Auch der Kulturflaneur will sich an der grossen kollektiven Reportage beteiligen und auf seinem Blog unter #klimaspuren über Positives und Negatives berichten, das ihm unterwegs aufgefallen ist. Bald geht’s los und ich hoffe, dass ich auch am 12. Juli noch dabei bin, wenn wir in Genf in den See springen und um den Jet d’eau schwimmen.

Start und Ziel von Klimaspuren
auf der Kulturflaneur-Karte