Eines ist jetzt schon klar: Das Wort des Jahres heisst „unkalkulierbares Restrisiko“. Aber wenn die schleichende Reaktorkatastrophe in Japan weiter ihren Gang nimmt, wird auch die radioaktive Verseuchung der Sprache zunehmen.

Als in einem Bericht der ARD über die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt von der strahlenden Wahlsiegerin Claudia Dalbert, die mit ihren Grünen die 5%-Hürde übersprungen hat, habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich fragte, ob eine Wahlsiegerin von den Grünen angesichts der Reaktorkatastrophe von Fukushima noch strahlen darf — ein unschuldiges Wort hat einen radioaktiven Beigeschmack bekommen. Wahrscheinlich sogar verdanken die sächsischen Grünen ihren strahlenden Wahlsieg dem GAU in Japan.

Was ich mich auch frage:
Ab wann ist ein G rösster A nzunehmender U nfall ein Super-GAU? Dann, wenn eine AKW-Katastrophe jedes Worst-Case-Szenario sprengt? Dann, wenn das eintritt, was man sich in den schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen konnte? Die Reaktorkatastrophe von Fukushima zeigt jedenfalls: Das unkalkulierbare Restrisiko dieser Technologie ist viel grösser als angenommen.

Als Frau Frogg ein paar Sätze aus einem Zeitungsbericht über die Reaktorkatastrophe vorlas, sagte ich zu ihr: „Die Japaner ticken eben anders — mit dem Geigerzähler.“ Eine solche Katastrophe macht einem zuerst sprachlos und dann sarkastisch. Und das Restrisiko einer radioaktiven Verseuchung der Sprache ist nicht vernachlässigbar: Kettenreaktion, Kontaminierung, Containment sind Wörter, die künftig vermehrt auch in AKW-fernen Zusammenhängen verwendet werden…

PS. Eine hervorragende Informationsquelle zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken mit aktuellen Statusmeldungen und Hintergrund-Informationen ist die Homepage der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH in Köln: www.grs.de.