Der Krienbach, der von Abhängen des Pilatus durch Kriens fliesst, war früher einer der verheerendsten Bäche in der Region Luzern. Doch an seiner Mündung plätschern heute gerade mal zwei, drei Liter pro Sekunde aus einem Loch in der Ufermauer in die Reuss. Wo bleibt der Hauptteil des Wassers?

Diese Frage verleitete mich zu einer grösseren Recherche: Wo fliesst der Krienbach heute? Dieses Rätsel wird auf der (mit Pausen) dreistündigen Tour aufgelöst. Die Wanderroute folgt zunächst dem unter- und oberirdischen Lauf des Krienbachs bis zum Abhang des Pilatus. Keine Angst: Nur an wenigen Stellen führt die Route durch Kriens der Hauptstrasse entlang. Dann wechseln wir an den Renggbach, der immer wieder über die Ufer trat und Kriens und Luzern verwüstete, überqueren die alte Hergiswaldbrücke und steigen auf dem „Prügelweg“ zur Hergiswaldkapelle hoch.

Das Postauto, das uns in die Stadt zurückbringt, fährt erst um 18.25 Uhr — es bleibt also genügend Zeit, die einzigartige Kassettendecke in der Wallfahrtskapelle zu bestaunen, den Platz zu besichtigen, wo Waldbruder Hans Wagner von 1489 bis 1516 als Einsiedler lebte, und im neuen Gasthaus ein Bier zu trinken. Diese Stadt-Land-Wanderung ist zuerst flach und steigt dann sanft. Ab Obernau geht’s dann merklich aufwärts und endet in einem Schlussaufstieg von 170 Höhenmetern. Wer einigermassen gut zu Fuss ist und am Mittwochnachmittag, 17. November, Lust und Zeit für eine Nachmittagswanderung hat, ist herzlich eingeladen. Ich freue mich über Anmeldungen.

Die Expeditionsroute

Die Route von «Krienbach aufwärts» beginnt beim Torbogen (S) und führt via Nadelwehr (1), Pilatusplatz (2), Eichhof (3), A2 (4), Kriens Zentrum (5), Schappe (6), Hammerschmitte (7) und Hergiswaldbrücke (8) zur Wallfahrtskapelle Hergiswald (Z). Total: 8.2 km, 360 Hm aufwärts, ca. 2.5 Std. reine Wanderzeit.

Diese Tour ist eine klassische Stadt-Land-Wanderung: vom Charakter her zuerst sehr städtisch, dann vorstädtisch bis ländlich. Der Schlussaufstieg, der von der Hergiswaldbrücke über die 854 Prügel des Prügelwegs durch den Wald hinauf zur Hergiswaldkapelle führt, ist dann ein mässig steiler Weg, der gut zu machen ist.

Was gibt’s unterwegs zu sehen?

Vom Krienbach zunächst einmal nichts, denn das ehemalige Bachbett ist heute ein unterirdischer Kanal. Namen wie Restaurant Krienbrüggli, Mühlebachweg, Kupferhammer, Hammerschmitte oder Stampfeli weisen auf den historischen Verlauf und die frühere Nutzung der Wasserkraft des Krienbachs hin. Dann auf einer weiten Wiese am unteren Ende von Kriens ist immerhin das unterirdische Rauschen des Bachs zu vernehmen. Noch etwas weiter oben, bei der Busschleife im Zentrum von Kriens, zeigen breite Schachtdeckel an, wo der Krienbach im Untergrund fliesst.

Dann durchqueren wir das Kulturquadrat, ein Überbleibsel der Schappe-Spinnerei der Bell Maschinenfabrik. Die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Spinnerei wuchs kontinuierlich. Schliesslich erstreckte sich das Areal über beide Seiten der Obernauerstrasse bis zum heutigen Schappe-Center. In den 1920er Jahren arbeiteten dort rund 800 Personen auf rund 18 000 Quadratmetern. Angetrieben wurden die Maschinen sowohl mit Dampfkraft als auch mit Wasserkraft — aus dem unter dem Areal verlaufenden Krienbach. Von hier aufwärts verläuft der Krienbach oberirdisch, wenn auch meist kanalisiert und verbaut. Das ist nicht verwunderlich, hat doch der Krienbach in Vergangenheit den Krienser Talboden immer wieder verwüstet. Gewerbebauten, Schuppen und die Ruine einer Mühle verweisen auf die vielfache Nutzung der Wasserkraft.

Und ausserdem:

  • Der Renggbach: Der Wildbach hat sich während der Eiszeit als subglaziale Schmelzwasserrinne des Reussgletschers durch die Felsen beim Renggloch gefressen. Doch der Renggbach, der früher auch oberer Krienbach hiess, brachte nach heftigen Unwettern am Pilatus immer wieder so viel Geschiebe und entwurzelte Bäume, dass er entweder das enge Renggloch verstopfte oder schon weiter oben über die Ufer trat. In der Folge suchte er sich einen Weg durch Kriens und verursachte verheerende Überschwemmungen des fruchtbaren Talbodens. Jahrhundertelang und mit viel Aufwand versuchte man das Renggloch zu erweitern, um die Verstopfung durch den Renggbach zu verhindern. Ab dem Jahr 1766 z.B. liess der Luzerner Patrizier und Kartograf Franz Ludwig Pfyffer von Wyher (1716-1802) den wilden Bach verbauen und versuchte, ihm mit Sprengungen im Renggloch mehr Platz zu verschaffen. Abhilfe brachten allerdings erst die Vorschläge von Conrad Escher von der Linth (1767-1823), der mit seinem Gutachten von 1819 die Grundlagenarbeit zur Zähmung des Renggbachs leistete.
  • Die beiden Hergiswaldbrücken über den Renggbach: Die historische Holzbrücke wurde 1791 vom Luzerner Zimmermeister Josef Ritter erbaut. Die neue Hergiswaldbrücke, die als Referenz an den bekannten Wasserbauingenieur «Conrad-Escher-Brücke» heisst, gilt als die längste gespannte Holzbrücke der Schweiz.
  • Der Prügelweg: Der Weg von der Holzbrücke durch den Wald hinauf zur Hergiswald-Kapelle ist auch ein Pilgerweg — mit den 20 von Franz Josef Egli konzipierten Stationen am Wegrand wird aus dem Rosenkranzweg ein „Aufstieg zum Licht“.
  • Wallfahrtsort Hergiswald: Bei der einstigen Einsiedelei von Waldbruder Hans Wagner ist ein wunderschöner Ort der Ruhe und Einkehr entstanden. Die Kapelle Hergiswald ist aber auch kunsthistorisch bedeutend: Der eindrückliche Bilderhimmel, die Loreto-Kapelle, der Felixaltar etc. machen Hergiswald zu einem europäisch besonderen Ort.
  • Gasthaus Hergiswald: Kein Wallfahrtsort ohne Gasthaus, deshalb wurde in den letzten Jahren das renovationsbedürftige Gasthaus abgebrochen und ersetzt durch einen sehenswerten, mehrstöckigen Holzbau, entworfen vom bekannten Bündner Architekten Gion A. Gaminada. Interessant ist die rund 100 Douglasien-Stämme, die verbaut wurden, aus von Meggen, Reinach, Wolhusen und Zofingen kommen.

Die Details zu dieser Agglo-Tour

  • Datum und Zeit: Mittwoch, 17. November 2021, 14 bis 19 Uhr
  • Treffpunkt: 14.00 Uhr, Torbogen auf dem Bahnhofplatz
  • Teilnehmende: maximal 15 Personen
  • Länge & Höhendifferenzen: 8.2 km, 360 m aufwärts und 10 m abwärts
  • Wanderzeit & Dauer: 2.5 Stunden, mit Pausen 3 Stunden
  • Anschliessed: Besichtigung Hergiswald, Einkehr im Gasthaus — Zertifikat!
  • Rückkehr: mit Postauto & VBL, Hergiswald ab 18.25 Uhr, um 19 Uhr sind wir zurück.
  • Ausrüstung: Gesichtsmaske, Zertifikat, gute Schuhe, Regenschutz, Zvieri und Getränke
  • Disclaimer: Wer mitkommt, tut dies auf eigenes Risiko. Wir übernehmen keinerlei Haftung.
  • Kosten: Ausser den Auslagen für eigene An- und Rückreise, Verpflegung und Getränke, keine
  • Schlechtwetter: Diese Tour findet bei jedem Wetter statt, ausser es hagelt Katzen. Bei allzu garstigem Wetter wird die Wanderung bis 11 Uhr vormittags an dieser Stelle abgesagt.

Anmeldung

Eine Anmeldung mit folgendem Formular, per Email oder Telefon
(041 420 27 46) ist erwünscht, damit ich weiss, wie viele mitkommen.

Ich freue mich auf alle, die mit mir Krienbach aufwärts bis nach Hergiswald wandern.

Die ehemalige Schappe-Fabrik Kriens
auf der Kulturflaneur-Karte