Letzten Mittwoch gab mir eine Freundin eine tolle Führung durch die neuen Gebäude der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der neue Gebäudekomplex steht auf Baufeld A eines ganzen Quartiers, das bis 2020 etappenweise neben Geleisen des Zürcher Hauptbahnhofs hochgezogen wird. Die Führung begann im Sockelgeschoss, wo eine Ladenpassage die Europaallee mit der Lagerstrasse verbindet. Die Läden verkaufen Ausrüstung für Outdoor-Tätigkeiten vom Wandern übers Trekking bis zum Klettern — der Gegensatz zwischen künstlicher Indoor-Welt dieser Outdoor-Läden und der freien Natur, für die das Equipment verkauft wird, könnte nicht grösser sein.


Die Europaallee-Passage, rechts der Transa Flagship Store, der als Outdoor-Warenhaus auf 3000 Quadratmetern alles bietet, „was dein Abenteurerherz begehrt“ (Eigenwerbung Transa).

Um den krassen Gegensatz zwischen Kunst-Welt und Natur-Welt zu vermindern, wird die Natur multimedial in diese künstliche Outdoor-Shopping-Zone zurückgeholt: Die Decke der Einkaufspassage wird mit 16 Projektionen bespielt, die saisonal verändert werden können und inhaltlich aus fünf verschieden Bereichen der Natur (Wüste, Alpen, Meer, Regenwald und Wiese) stammen — das Konzept der medialen Bespielung hat die iart interactive ag erarbeitet. Die Natur wird aber auch akustisch in die Indoor-Passage zurückgeholt: Passend zu den Projektionen sind „zum Beispiel Grillenzirpen, Meeresrauschen, raschelndes Laub oder Tierstimmen“ zu hören. Die 24-Kanal-Klanginstallation stammt aus der Klangküche von Idee und Klang. Als wir da waren, krächzten — passend zum hochnebelartigen Himmel über den Tannenbäumen — Raben durch die Eurapaallee-Passage.

Die Entfremdung von der Natur ist anscheinend so weit fortgeschritten, dass wir urbanen Menschen beim Einkauf von Outdoor-Equipment als Vorbereitung aufs nächste Naturerlebnis multimedial auf Natur eingestimmt werden müssen — so verkommt Natur zu einem indoor konsumierbaren Surrogat.

Die Europaallee Ladenpassage
auf der Kulturflaneur-Karte