„Das Polaroidfoto lebt! Der Wiener Florian Kaps stellt unter dem Namen Impossible neue Filme für alte Sofortbildkameras her. Und er ist überzeugt, dass das Zukunft hat.“, schreibt der Zürcher Tagesanzeiger heute im Lead zu einem ganzseitigen Artikel über die Kamera mit Kultstatus und die Ausstellung Facing the Impossible in Zürich — ein willkommener Anlass für eine Hommage.

Ich geb’s ja zu: Ich bin erst Fan dieser Sofortbildkamera, seit es sie nicht mehr gibt — die Bilder waren mir oft zu schlecht und das Filmmaterial immer zu teuer. Den Charme dieser analogen Art zu fotografieren habe ich erst mit diesem digitalen Gadget, auf das mich mein Bruder hinwies, wiederentdeckt:


Polas schiessen ohne Polaroid-Kamera — leicht gemacht: Gratisprogramm Poladroid downloaden, installieren und starten, digitale Bilder auf die Kamera ziehen und schon geht’s los! Das Geräusch einer analogen Polaroid-Kamera ist zu hören und auf dem Desktop erscheint ein Bild, das sich wie ein richtiges Pola allmählich entwickelt (siehe oberstes Bild mit zwei Bildern in unterschiedlichen Stadien). Natürlich weisen die poladroidisierten Bilder auch die charakteristischen Farbveränderungen auf. :-))

Die 1937 gegründete Firma Polaroid war so erfolgreich, dass ihr Name zu einem Synonym für Sofortbilder wurde. Doch mit dem Aufkommen der Digitalfotografie ging es mit Polaroid bergab. Als dann ein Betrüger auch noch einen Schaden von 3.5 Milliarden US-Dollar anrichtete, musste die Firma am 18. Dezember 2008 Insolvenz anmelden. Gemäss Wikipedia stellt Polaroid schon seit Februar 2008 keine Sofortbildkameras mehr her und am 17. Juni 2008 wurde auch die Produktion von Polaroid-Filmen eingestellt. Zu den besten Zeiten hatte das Unternehmen mit über 1000 Angestellten jährlich über 30 Millionen Filme produziert.

Das klägliche Ende von Polaroid rief die Fans auf den Plan: Mit Hamsterkäufen deckten sie sich noch mit Filmvorräten ein. Als Trost entwickelte Poladroid (mann und frau beachte den kleinen Unterschied) die digitale Polaroid-Kamera:



Das Official POLADROID demo video – v0.9.5 von paul_ladroid für alle, die das Geräusch nochmals hören, aber das Programm nicht runterladen wollen…

Mirakulöse Rettung in letzter Sekunde

Im letzten Moment und unter glücklichen Umständen (vgl. Artikel im Tagi) konnte der Wiener Florian Kaps die Produktionsmaschinen der letzten Polaroidfilm-Fabrik im holländischen Enschede kaufen — fehlte nur noch die Filmrezeptur, die er und ein paar Polaroid-Leute neu austüfteln mussten, weil sie keinen Zugang zur alten hatten. Inzwischen stellt seine Firma Impossible jährlich je eine Million Schwarzweiss- und Farb-Filme her. Geplant ist auch die Produktion einer neuen Kamera, weil die neuen Filme nicht 100%ig zu den alten Kameras passen.

Auch die wieder auferstandene Firma Polaroid gemerkt, dass ihr ehemaliges Starprodukt noch nicht das Ende des Lebenszyklus erreicht hat: Unter dem Label „Classic Instant“ verkauft sie die neue Polaroid 300 und dazu passende Filme — allerdings nur in den USA und auch das nur halbherzig. Nach wie vor setzt Polaroid auf die digitale Fotografie und verkauft daneben Sonnenbrillen, Fernsehapparate, Computerzubehör etc.. Auch Lady Gaga, seit 2010 Creative Director von Polaroid, hat bemerkt, dass die alten Polas Kult sind: Auf der Homepage unter dem Stichwort „The Movement“ betreibt Polaroid in Zusammenarbeit mit Flickr eine Foto-Galerie — am Widerspruch, dass die analogen Polaroid-Bilder zuerst digitalisiert werden müssen, um sie ins Netz zu stellen, stört sich niemand und auch nicht an der Tatsache, dass ein Teil der hochgeladenen Bilder ganz offensichtlich keine Polaroid-Bilder sind. Polaroid for ever — aber sicher nicht so!

Hinweis:
Die Ausstellung Facing the Impossible im ewz-Unterwerk Selnau in Zürich dauert noch bis am 29. Mai.