Nach vier interessanten und trotz gruseligem Aprilwetter schönen Tagen in Wien ist mein Kopf voll von Erlebnissen und Geschichten. Z.B. weiss ich jetzt was ein Schanigarten ist.
Bei Katiza, unserer charmanten Gastgeberin, lag dieser Lokalführer aus dem Falter-Verlag rum — zwar handlich im Format, aber mit 848 Seiten dennoch ein Totschläger. Ich habe drin geblättert und fand’s interessant, dass in der jährlichen Neuauflage für jeden Wiener Bezirk jede Veränderung der Beizenszene akribisch notiert wird. Und dann ist mir aufgefallen, dass etwa bei jedem zweiten Lokaleintrag die Bemerkung „Schanigarten“ stand. „Was, bitte, ist ein Schanigarten?“, fragte ich unsere herzliche Gastgeberin.
Sie erklärte mir, dass jeder Wirt jemanden hat, der für ihn die anstrengenden Arbeiten erledigt. In Wien ist das meistens der Schani (wienerisch für Jean bzw. Hans). Sobald es wärmer wird und man wieder draussen sitzen kann, sagen also die Wiener Wirte zu ihrem Schani: „Schani, trag den Garten aussi!“ Deshalb ist das Wiener Pendant zu unserer Gartenbeiz ein Schanigarten.
15. April 2011 um 9:56 Uhr
dass das Wetter nicht gerade „Schanigarten-tauglich“ war.
Es gibt übrigens noch einen typisch-wienerischen Begriff, der mit dem Schani zwar nur bedingt etwas zu tun hat, dafür ist seine Herkunft umso interessanter:
In Wien gibt es den Deschek – bezeichnet meist einen gutmütigen Menschen, der gerne ausgenützt wird. Der Ursprung kommt aus dem Ungarischen und heisst soviel wie „Bitte“ und war, glaube ich, in Adelshäusern zu finden, wo der Diener automatische der „Teschek“ war.
Der Schani ist und war also meistens auch der Deschek …
P.S. ich habe übrigens das Kartenspiel sehr genossen !
15. April 2011 um 10:25 Uhr
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Und dann gibt es noch eine Steigerungsform: A Weh!
15. April 2011 um 10:35 Uhr
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Ja, uns hat es auch gefallen, wieder einmal einen Jass zu klopfen…
Danke für diesen Spielabend.
15. April 2011 um 14:45 Uhr
Das Café ist doch jenes in der Nähe vom alten AKH, nicht wahr ?
PS: Dös geht si net aus ! 🙂
15. April 2011 um 14:54 Uhr
Gibt’s überhaupt private Schanigärten — oder sind Schanigärten immer öffentlich zugänglich? Egal. Der einzige Schanigarten in Luzern befindet sich auf einer Dachterrasse und ist privat. Zuständig fürs „Aussitragen“ ist der Schani-Rudl…
Privater Schanigarten offen
15. April 2011 um 14:58 Uhr
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100 Punkte für Frau Walküre. Und es zeigt sich: Wienerinnen kennen ihre Schanigärten!
19. April 2011 um 13:22 Uhr
Auch Ihre Stimme zählt, Herr Kulturflaneur…
19. April 2011 um 17:36 Uhr
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Da in dieser Frage auch Ausländer stimmberechtigt sind, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen und für Ihren Schanigarten votiert, Frau Katiza — in der Annahme, es sei derjenige, der im Schanigartenrennen momentan in Führung liegt…