Unser 60plus-Grüppli hat sich vorgenommen, am nächsten Treffen über Fitness im Alter zu reden. Ich weiss, körperliche Fitness hilft, gesund zu bleiben, denn «Mens sana in corpore sano» (Gesunder Geist in gesundem Körper) war schon an unserer Gymi-Turnhalle zu lesen. Dennoch bin ich ein Fitnessmuffel: Ich habe noch nie ein Fitness-Studio von innen gesehen und mich wöchentlich einmal sportlich zu betätigen, bleibt zu oft ein guter Vorsatz. Wie sich ändern?

Ein paar Erkenntnisse aus meiner Recherche zum Thema Fitness im Alter:

  • Sich natürlich bewegen hilft. Das Blue-Zones-Forschungsteam von Dan Buettner hat die Lebensgewohnheiten der gesündesten und langlebigsten Menschen der Welt auf Gemeinsamkeiten untersucht. Der wichtigste gemeinsame Nenner: Die langlebigsten Menschen der Welt stemmen keine Gewichte, laufen keine Marathons und gehen nicht ins Fitnessstudio. Stattdessen leben sie in Umgebungen, die es notwendig machen, sich zu bewegen — Bewegung ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Sie sind es gewohnt, zu gärtnern und die Hausarbeit ohne Haushaltsgeräte zu machen. Schlagend fand ich folgende Erkenntnis aus der Blue Zone Sardinien: Je steiler die Dörfer angelegt sind, desto älter werden ihre Bewohner:innen — ein wirklich guter Grund, Treppen zu steigen statt Lift zu fahren!
  • Tanzen als Sturzprophylaxe. Vor Jahren hörte ich in einer Radiosendung von einem Genfer Experiment, das vom SturzZentrum Schweiz folgendermassen beschrieben wird: «Émile Jaques-Dalcroze entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Genf eine Musik- und Bewegungsform, bei der es sich um körperliche Übungen mit variierenden Bewegungsabläufen handelt. Die Übungen werden im Rhythmus zu improvisierter Klaviermusik ausgeführt. Die Rhythmik sensibilisiert den Menschen in seiner Ganzheit und reduziert gleichzeitig die im Alter zunehmende Sturzgefahr. Sie stellt daher eine wirksame Form der Sturzprophylaxe dar.» Diese Methode der Prophylaxe gegen Oberschenkelhalsbrüche wurde wissenschaftlich getestet und siehe da: Nach sechs Monaten war die Sturzrate der tanzenden Testteilnehmer:innen um 54% kleiner als die Sturzrate der nichttanzenden Kontrollgruppe. Eine zweite Studie nach vier Jahren verglich ständig tanzende Testteilnehmer:innen mit denjenigen, die nach den sechs Monaten aufgehört haben, und konnte zeigen, dass langfristige Jaques-Dalcroze-Eurhythmie das Sturzrisiko deutlich verringert. Interessant oder?
  • Tanzangebote für alle ab 60: Wer also tanzend altern möchte, findet in der Region Luzern recht viele Angebote, z.B. monatliche Tanznachmittage im Südpol oder monatliche 60+-Discos im Sousol (wird 2025 fortgesetzt). Im Angebot von Pro Senectute gibt es aber auch Dutzende Tanzkurse von Ballett über Everdance, Line Dance und Volkstanz (auf der Landschaft) bis zu Zumba.
  • Last Dance — Feelgood-Movie von Delphine Lehericey: Diesen sehr berührenden und herzerwärmenden belgisch-schweizerischen Spielfilm habe ich an den Solothurner Filmtagen 2024 gesehen. Last Dance dreht sich auch, aber nicht nur ums tanzend Altern: Der verwitwete Germain ist kein begnadeter Tänzer, schliesst sich aber einer Tanzgruppe an, um den letzten Willen seiner Frau zu erfüllen. Er merkt bald, dass er sich beim Tanzen seiner Frau näher fühlt und wächst über sich hinaus. Um sein Vorhaben durchziehen zu können, muss er sich der Überbetreuung seiner besorgten Familie entziehen, was zu urkomischen Situationen führt und überaus lustig ist. Der Film überzeugt aber auch in den ernsthafteren Passagen durch Zwischentöne. An der Grenze zum Kitsch, aber ein Highlight. Wer mag, kann sich Last Dance von Delphine Lehericey (2022 | fic | 84 min | F/d) auf Play Suisse ansehen.

Tanzend altern ist sicher eine gute Idee, mit der ich mich als «Fitness- und Tanzmuffel» allerdings zuerst noch anfreunden müsste. Vielleicht doch lieber wandern oder schwimmen?