Zugegeben, das ist etwas übertrieben: Es waren keine Tiefseetaucher, sondern Flusstaucher, es war auch nicht im Hochgebirge, sondern in einem Tessiner Bergtal, wo wir sie gesichtet haben, aber sie kamen mir vor wie Tiefseetaucher im Hochgebirge. Eine Bildergeschichte über eine Wanderung im Val Verzasca mit einem Stausee, einem schönen, aber gefährlichen Fluss und einer touristischen Ikone.
1 Kirchplatz und Friedhof mit traumhafter Aussicht
Schon der Ausgangspunkt der Wanderung ist ein Erlebnis: Vom Platz vor der Kirche von Mergoscia sieht man hinter den Palmen den Lago di Vogorno und den Lago Maggiore. Auch der Friedhof hinter der Kirche hat eine tolle Aussicht, die vom Pizzo di Vogorno dominiert wird. Das Val Verzasca geht nach links. Und auf dem Kirchplatz ist es keine Frage, wer in Mergoscia das Sagen hat(te).
2 Feuerlilie und Aussichtspunkt
Nach einem knapp stündigen Aufstieg durchs 200-Seelen-Dorf und eine vom Wald zurückeroberte Kulturlandschaft erreichten wir eine sumpfige Hochebene, wo ich diese wunderschöne Feuerlilie fotographierte:
3 Der Fjord von Vogorno
4 Corippo — die kleinste Gemeinde der Schweiz
„Wir wünschen Dir einen schönen Aufenthalt, da wo alles so geblieben ist wie vor 150 Jahren…“, heisst es auf der Website von Corippo. Alles wie vor 150 Jahren? Stimmt nicht ganz: 1850 hatte Corippo noch 294 EinwohnerInnen, 2010 waren es noch ganze 12 — ein Viertel davon sitzt im Gemeinderat der bevölkerungsmässig kleinsten Gemeinde der Schweiz. Dennoch hält Corippo tapfer an seiner 1822 errungenen Selbständigkeit fest.
Ganz stolz ist Corippo auf den Horrorfilm „La valle delle ombre“ (The Valley), den Debüt-Spielfilm des Ungar-Tessiners Mihály Györik, der vor allem in Corippo verfilmt wurde. Über den Film, der 2009 am Filmfestival von Locarno auf der Piazza gezeigt wurde, schreibt art-tv.ch: „Magie und Aberglauben sind die Zutaten dieser ebenso düsteren wie beunruhigenden Geschichte.“ Der Film warte mit einer guten Story auf, habe aber auch Mängel. Hier der Trailer von „Tal der Schatten“:
5 Schöner, aber gefährlicher Fluss
Da die Osteria in Corippo ihren wöchentlichen Schliesstag hatte, wanderten wir noch eine knappe Stunde weiter, bis wir an der Verzasca einen schönen Picknick-Platz fanden:
Die gebänderten Gesteinsformationen im Flussbett der Verzasca sind faszinierend und das klare Wasser lädt zum Bade, ist aber so kalt, dass mir die Abkühlung bis zu den Knien schon völlig reichte.
Aber dann sahen wir am gegenüberliegenden Ufer auch noch dies:
Die Verzasca fordert immer wieder Opfer: Von 1990 bis 2000 verloren 35 Menschen ihr Leben — worauf die Gemeinde Lavertezzo eine Informationskampagne startete und an den gefährlichsten Stellen solche Warntafeln aufstellen liess:
Angesichts solcher Bilder kann ich aber die Faszination fürs Flusstauchen verstehen, auch wenn’s gefährlich ist:
Die Informationskampagne bewirkte übrigens, dass in der Verzasca die Zahl der Unfälle mit tragischem Ausgang deutlich zurückging…
6 Der Ponte dei salti — eine touristische Ikone
Hinter Lavertezzo überspannt der Ponte dei Salti in zwei eleganten Bögen die Verzasca. Die „Römische Brücke“, die aus dem 17. Jahrhundert stammt, ist eine touristische Ikone, die jeden Tessin-Prospekt und jede Tourismus-Website ziert — und sogar für eines der Senderlogos des Schweizer Fernsehens SF1 Verwendung fand.
7 Gelato al Grappa
Von der berühmten Brücke sind es nur etwa 300 Meter bis zum Ristorante della Posta, wo es für mich ein grosses Bier gab und für Frau Frogg ein Dessert, das sie „umhaute“:
8 James Bond im Val Lavertezzo
Da wir mit dem Postauto nicht ganz in die Magadino-Ebene hinunterfahren wollten, stiegen wir beim Staudamm aus, wanderten über Diga di Contra zurück zu unserer Ferienwohnung.
Der Blick vom 220 Meter hohen Staudamm lässt einen erschauern, aber nur schon der Gedanke an einen Bungee-Jump treibt einem den Angstschweiss auf die Stirn — doch nachdem auch 007 in „Goldeneye“ da runtergesprungen ist, kommen Leute aus der ganzen Welt, um es ihm gleichzutun:
9 Der Bergpreis von Contra
Für den zehnminütigen Schlussaufstieg zu unserer Ferienwohnung gabs eine Kaktusblüte als Bergpreis:
1. August 2012 um 15:09 Uhr
diese Wanderung! Rückblickend erstaunt es mich nicht mehr so, dass ich danach nudelfertig war. Das mit dem Johannisfeuer ist eigentlich einfach: Das Feuer wurde ja jeweils draussen gemacht. Warf man Feuerlilien hinein, so sammelte das Feuer die Blitze und verbrannte sie. Nahm man Feuerlilien ins Haus, ja, dann sah es natürlich anders aus.
Einfacher Volksglaube halt.