Was macht man an einem regnerischen Ferientag? Man besucht ein interessantes Museum. Wir jedoch besichtigen die Umgebung und hoffen, dabei nicht allzu nass zu werden. Nach einem zweiten Augenschein in Keswick, betrachten wir an der ehemaligen Keswick Station (KWK) die verblichene Pracht des Keswick Hotels, wandern auf dem Bahntrassee und drehen uns bei strömendem Regen im Steinkreis.
Nach dem Frühstück in einem Keswicker Café lassen wir uns von dem bisschen Landregen nicht entmutigen, stapfen unter aufgespannten Regenschirmen die Station Road hoch zum stillgelegten Bahnhof, wo wir uns auf Empfehlung unserer Freunde in Godmanchester das altehrwürdige Bahnhofshotel anschauen wollen.
Bei Regenwetter wirkt das Keswick Hotel eher abweisend als prachtvoll, im Hotelpark auf der Rückseite entdecken wir aber doch noch den verblichenen Charme des alten Hotelkastens.
Von der Keswick Station (KWK) folgen wir dem Trassee der ehemaligen Bahnlinie, die in einen Wanderweg umgenutzt wurde. Schon bald einmal entdecke ich einen blauen Velowegweiser mit der Aufschrift „C2C“. Was bedeutet C2C, frage ich mich und nehme mir vor C2C im Internet zu recherchieren.
Wir sind also nicht auf einem hundskommunen Wanderweg unterwegs, sondern auf der nationalen Veloroute „Coast to Coast“. Trotzdem treffen wir mehr Wanderer und Spaziergängerinnen als Leute auf dem Velo.
Das Trassee der „disused railway“ schlängelt sich talaufwärts und überquert mehrmals den Fluss Greta, der in grossen Mäandern talwärts fliesst. Eigentlich ein schöner Regenspaziergang.
Doch als wir das Tal verlassen und zum Steinkreis von Castlerigg hochsteigen, werden Wind und Regen stärker.
Nicht so bekannt und auch nicht so megalithisch wie Stonehenge, ist der Steinkreis von Castlerigg mit 70 Metern Durchmesser einer der grössten und bekanntesten Steinkreise in Grossbritannien (wo es immerhin 700 solche Steinkreise gibt).
Als wir uns in der Mitte des Steinkreises drehen und ein Foto machen, schüttet es ziemlich, dazu bläst ein recht starker Wind, so dass es fast waagrecht regnet — so geht natürlich jede Magie, die von dieser bronzezeitlichen Kultstätte ausgehen könnte, verloren…
Auch unsere Hoffnung, nicht allzu nass zu werden, ist zunichte. „Weather beaten“ — wie die BritInnen zu sagen pflegen — ändern wir unsere Wanderroute und kehren auf schnellstem Weg nach Keswick zurück. Tröstend, dass wir in knapp drei Ferienwochen nur dieses eine Mal „vom Wetter geschlagen“ werden und mit 3.5 Regentagen im Vergleich mit der Schweiz noch gut bedient sind.
18. August 2014 um 14:48 Uhr
Eine tolle Reise haben Sie da gemacht! Und im Regen finde ich den Steinkreis besonders magisch (also in natura habe ich ihn ja nicht gesehen, aber auf dem Foto wirkt er gut). Ob da wirklich seit Errichtung keiner mal versucht hat, die Steine umzugruppieren oder einen abzutransportieren?
19. August 2014 um 21:10 Uhr
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da oben war die Tatsache, dass es genau zu jenem Zeitpunkt, als wir endlich oben waren, regnete, seichte, ach was, wie aus Kübeln schiffte – so dass wir es dort nicht länger aushielten als die paar Minuten, die es braucht, bis Herr T. ein Panorama geschossen hatte. Danach hoppelten wir wieder ab – der Regen liess noch eine Weile nicht nach.
Aber, zugegeben, das Bild ist toll
19. August 2014 um 22:33 Uhr
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Oh, da haben Sie mein volles Mitgefühl! Bin neulich mit dem Fahrrad auch in einen solchen eiskalten Regen gekommen. Auf dem Rhein sah ich jemanden im Paddelboot, dahinter ein Schiff … das wäre bestimmt auch ein tolles Foto geworden, wenn auch etwas grau. Als ich klitschnass bis auf die Haut zu Hause ankam,schien die Sonne, als wär nichts gewesen.
20. August 2014 um 10:47 Uhr
Heute Nacht habe ich mir auf ARTE Jim Jarmuschs Ghost Dog — Der Weg des Samurai angesehen, einen Film über einen mysteriösen, afroamerikanischen Auftragskiller, der den alten Kodex der Samurai befolgt. Immer wieder werden Zitate eingeblendet, die aus dem Hagakure (jap. 葉隠, wörtlich: Hinter den Blättern), dem Ehrenkodex der Samurai stammen. Unter anderen folgende:
„Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles.“
Also ich kann bei solchem Regen cool noch ein Panorama aufnehmen, aber das Nasswerden (noch) nicht mit unbewegtem Geist hinnehmen.
20. August 2014 um 11:12 Uhr
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Ich hätte noch umkehren können und wäre nicht nass geworden. Auch hatte ich sogar ein Regencape im Fahrradkorb. Aber ich wollte mir den Spaß gönnen, mal wieder Regen pur zu fühlen (ich besitze seit 40 Jahren keinen Regenschirm mehr, ging immer gut, sogar in England). Allerdings hatte ich nicht bedacht, wie KALT der Regen ist. Aber ein gutes Erlebnis war es trotzdem. Der Mann im Paddelboot war übrigens besser geschützt als ich, was mir merkwürdig vorkam.