Sehenswürdigkeiten, die mit dem Label World Heritage sind meist eine Reise wert, denn das Auswahlverfahren ist aufwändig und streng. Die vor wenigen Tagen ins Weltkulturerbe aufgenommenen Le-Corbusier-Bauten beispielsweise haben es erst im dritten Anlauf geschafft (von 23 Bauten auf der Liste von 2008 wurden 10 gestrichen). 2000 — schon im ersten Anlauf — zum Weltkulturerbe wurden die Burgen von Bellinzona, die wir 2012 und dieses Jahr besucht haben.
An dieser Stelle kommen mehrere Nord-Süd-Routen über die Alpen zusammen und teilen sich dann wieder auf die Lago-Maggiore- und die Ceneri-Route auf — ideal um den alpenquerenden Verkehr zu kontrollieren. Schon die Römer erkannten die strategische Bedeutung dieses Orts und erbauten auf dem Felshügel von Castelgrande ein Kastell. Gemäss Wikipedia soll der Mailänder Kommissar Azzo Visconti 1475 die strategische Lage wie folgt beschrieben haben: „Dieser Platz ist Schlüssel und Tor zu Italien“ (Questa terra è pur una giave e porta de Italia). Vom 13. bis 15. Jahrhundert entstand eine Wehranlage, die die drei Burgen Castelgrande, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro sowie die Stadtmauer und die Murata umfasst und mit der das Tal komplett abgeriegelt werden konnte. Im 15. Jahrhundert wechselte die Talsperre von Bellinzona mehrmals die Besitzer und als im Jahr 1500 die Eidgenossen definitiv die Herrschaft übernahmen, hatten die Befestigungsanlagen ihre militärische Bedeutung verloren.
Bellinzona und das Castelgrande
Auch abgesehen von den drei Burgen ist Bellinzona sehenswert: Keine grosse, aber eine sehenswerte Altstadt mit schönen Plätzen und Bauten. Der Tessiner Kantonshauptort hat aber auch Galerien, Museen und Theater zu bieten.
Das vom 13. – 15. Jahrhundert erbaute Castelgrande ist die älteste und grösste der drei Burgen. Sie hockt wie eine Spinne im Netz der Befestigungsmauern und kontrolliert das Tessintal. Eindrücklich zeigt das Panorama von der Torre Bianca, wie strategisch optimal das Castelgrande liegt:
Mit diesem Blick über die Dächer von Bellinzona endete 2012 unser Ausflug ins Weltkulturerbe.
Die beiden anderen Castelli
Letztes Jahr waren wir zwar auch im Tessin in den Sommerferien, aber erst diesmal haben wir Bellinzonas Weltkulturerbe zu Ende besichtigt.
Das rautenförmige Castello di Montebello entstand im späten 13. Jahrhundert und ist heute noch eine grimmige Trutzburg, wenn auch sorgfältig restauriert.
Das Castello di Sasso Corbaro ist die kleinste und neuste der drei Burgen. 1479 – 1482 liessen die Herzöge von Milano diese Burg erbauen, um eine Lücke im Verteidigungssystem zu schliessen. Doch nicht einmal zwei Jahrzehnte später übernahmen die Eidgenossen die Herrschaft über die drei Burgen. Die Nidwaldner stationierten in ihrem „Castello di Unterwalden“ eine kleine Garnison für den Ordnungs- und Polizeidienst. Vom Castello di Sasso Corbaro habe ich gerade mal drei Bilder:
Nach dem Pflichtprogramm für alle Tessinreisenden, den drei Weltkulturerbe-Burgen, sind wir vom Sasso Corbaro nach Bellinzona hinuntergewandert und haben weitere Sehenswürdigkeiten besichtigt, unter anderen die Beautiful Tubes von L/B. Bellinzona kann zwar nicht mit lieblichen Seepromenaden aufwarten wie andere Tessiner Städte, ist aber mit seinem etwas spröden Reiz durchaus einen Besuch wert.
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