Vorgestern war ich an der Demo des Frauenstreiks in Luzern, weil ich finde, die geforderten gesellschaftlichen Veränderungen sind nicht nur Frauensache. Und weil es mich ärgert, dass es so langsam vorwärts geht mit der Gleichstellung von Mann und Frau. Nach Jahrzehnten der Freiwilligkeit und Fortschritten im Schneckentempo ist die Zeit reif, gesellschaftliche Institutionen und wirtschaftliche Unternehmen zur Gleichstellung zu zwingen: mit Quoten und anderen geeigneten Massnahmen.

Island zeigt, dass es auch schneller gehen kann. In Island sind Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau praktisch verschwunden, weil Betriebe mit mehr als 25 Angestellten sich die Lohngleichheit von der Regierung zertifizieren lassen müssen (vgl. Island macht bei der Lohngleichheit Ernst im TA vom 3.1.2018). Das ist nicht zu viel Lohnpolizei, denn auch in anderen Bereichen kontrolliert der Staat, ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, z.B. müssen alle Unternehmen in der Schweiz sich regelmässig einer AHV-Revision unterziehen. Ich bin überzeugt, dass nur schon die Einführung eines Lohngleichheitszertifikats, dass alle paar Jahre erneuert werden muss, helfen würde. Denn wer will schon in einem Unternehmen arbeiten, das sich nicht mit dem Zertifikat „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ schmücken kann?

Selbstverständlich ist Lohngleichheit nur ein Aspekt gesellschaftlicher Gleichstellung — auch in vielen anderen Bereichen des Zusammenlebens von Frau und Mann gibt es Ungerechtigkeiten, die wir schleunigst beseitigen sollten. Es ist jetzt wirklich an der Zeit, die Stellschrauben in unserem sozialen System geschlechterneutral zu justieren!