Am 12. Mai war im Skulpturenpark Ennetbürgen „Vernissage“: Von den 50 Skulpturen, die auf dem Flugplatz Buochs jederzeit besichtigt werden können, sind vier neu hinzugekommen. Nur noch zwei Tage zu besichtigen ist die Zeichnungs- und Malperformance «startenlandenstarten» von Christine Bänninger und Peti Wiskemann.

Zwölf Jahre gibt es den Skulpturenpark Ennetbürgen schon und jedes Jahr kommen einige Werke hinzu, während andere verschwinden. Von den aktuell 50 Skulpturen des Parks sind 25 Werke oben abgebildet. Einen guten Eindruck vermittelt auch der Video-Rundgang von art-tv, der 2016 zum zehnjährigen Jubiläum entstanden ist:

«Zum Einen – zum Ändern» von Heini Gut

Doch viele der ausgestellten Skulpturen entfalten ihre volle Wirkung erst im Austausch mit der Umgebung, wie z.B. die Buchstabenarbeit von Heini Gut, die wie ein künstlerischer Kommentar zur Bauerei im Hintergrund wirkt. Das Vorher-Bild (rechts) stammt der Homepage des Skulpturenparks und ist vermutlich 2014 entstanden. Entfernt erinnert dieses Werk an den berühmten Hollywood-Schriftzug, doch im Gegensatz dazu hat diese Arbeit eine andere Seite: „ZUM EINEN“ steht da in grossen Lettern vor dem unveränderlichen Stanserhorn.

«Cloud» von Josua Wechsler (2016)

50 Skulpturen

Die 50 Skulpturen unterscheiden sich in der Grösse und Art und Weise, wie sie in die Umgebung eingebettet sind:

Die einen sind gross, raumgreifend und von weitem sichtbar, wie die Skulptur von Josua Wechsler, die zu den Wolken am Himmel eine weitere «Cloud» hinzufügt.

«untitled, chewed// 16» von Markus Schwander (2006/2010)

Andere wiederum sind klein und unscheinbar, haben aber ihren eigenen Charme und Witz, wie das Werk «unter Tage» von Roland Herzog, das aus sieben bronzenen Maulwurfshügel besteht, die hier nicht abgebildet sind. Sehr gut in Umgebung eingebettet ist auch der „Beton-Kaugummi“ von Markus Schwander, der sich von den Steinen am Bach kaum unterscheidet.

Dieses Jahr neu

«Schweife» von Rochus Lussi (2017)
«Relief I» von Otto Müller (1953)
«Tende» von Henri Spaeti (2018)
«Schiff» von Andi Rieser (2006-2018)

Nicht neu, aber zum vierten Mal neu bestückt ist Rochus Lussis Mini-Kunsthalle. 2015 besetzte ein Wolf die ausrangierte Telefonkabine. Jetzt sind es «Schweife» aus Lindenholz, die Lussi zu einem Kuhschwänze-Reigen arrangiert hat — ein „surreales Monument zwischen Bodenhaftung und Kometenfahne“, wie Urs Sibler im Booklet zur aktuellen Ausstellung schreibt.

Recht alt, aber neu ausgestellt ist das Bronze-Relief von Otto Müller (1905-1993), eines der bedeutendsten Bildhauer der Schweiz im 20. Jahrhundert. Das 1953 entstandene Werk ist eine Leihgabe der Stiftung Trudi Demut und Otto Müller und zeigt eine aufs Wesentliche reduzierte Kuh.

Neu, aber recht vergänglich, ist die begehbare Kunstinstallation «Tende» des Luzerner Künstlers Henri Spaeti, die mit den aufgespannten Planen und dem Sägemehl am Boden den nomadischen Charakter eines Wanderzirkus hat. Mit ihren geometrischen Ornamenten und seriellen Bildern erinnert sie an eine Kultstätte.

Ebenfalls vergänglich ist Andi Riesers Ruderboot aus Holz, das auf dem Steinhuserberg allmählich verrottet. Neu hingegen ist sein 6 m langes «Schiff», das er mit Epoxyharz vom Original abgeformt hat. Das Schiff am Scheidgraben wird zwar nie schwimmen, leuchtet dafür aber geheimnisvoll in der Dämmerung und in der Nacht, weil es mit Nachtleuchtfarbe gestrichen ist.

startenlandenstarten

«Objekt Nr. 397» von Carlo Borer (2007)
Die Kunstpostkarte von Christine Bänninger und Peti Wiskemann ist im Kreuz Solothurn angekommen.

Immer wieder neu, aber noch vergänglicher ist die Kunstperformance «startenlandenstarten» von Christine Bänninger und Peti Wiskemann, die am 8. und 9. Juni 2018 noch einmal zu erleben ist. Von 10 bis 17 Uhr zeichnet und malt das Zürcher Künstlerpaar Dutzende von Postkarten, die Skulpturen aus der Ausstellung zeigen. Von dieser Kunstaktion bleiben letztlich nur die live entstandenen Postkarten, die von den BesucherInnen der Ausstellung geschrieben und vom Künstlerpaar in alle Welt verschickt werden. So ist die Skulptur des Solothurner Künstlers Carlo Borer als Postkarte von Ennetbürgen wieder nach Solothurn ins Restaurant Kreuz gelangt.

Fazit

Der Skulpurenpark Ennetbürgen, auf und vor allem neben dem Flugplatz Buochs gelegen, ist ein lohnenswerter Kunstausflug in die Zentralschweiz. Nicht alle Skulpturen begeistern gleichermassen, aber viele regen zum Nachdenken an und manche sind charmant und witzig. Besonders charmant, aber nur noch an zwei Tagen zu erleben ist die Kunstperformance «startenlandenstarten».

⇒ Homepage zum Skulpturenpark Ennetbürgen
⇒ Anreise mit öV oder Auto: www.skulpturenpark-ennetbuergen.ch/standort/
⇒ Das erwähnte Booklet zur Ausstellung mit aquarellierten Illustrationen von Lorenz Rieser gibt’s bei der Infotafel beim Restaurant Nidair, siehe Google Maps
⇒ «startenlandenstarten» auf Bänninger+Wiskemann — dank der auffälligen orangen Kleidung ist das Künstlerpaar auf dem Parkgelände von weitem zu sehen…