Was andernorts schon länger erfolgreich praktiziert wird, ist jetzt auch in der Schweiz angekommen: das kulturelle Crowdfunding. Gleich auf zwei neuen Plattformen kann man Projekte präsentieren und dafür finanzielle Unterstützung suchen. Die Idee: Statt ein Sponsor mit einem grossen Beitrag unterstützen viele Supporter ein Projekt mit kleineren Beiträgen und helfen mit, das Projekt zu realisieren — ganz nach dem Motto: Auch Kleinvieh macht Mist.
Screenshot der Startseite von wemakeit.ch
Kickstarter, das US-amerikanische Vorbild aller Crowdfunding-Seiten, verkauft sich als „a new way to fund & follow creativity“. Es ist kein Zufall, dass diese neue Finanzierungsmethode aus den USA kommt, wird doch Kulturförderung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht als Staatsaufgabe betrachtet, sondern als Wirkungsfeld von privatem Mäzenatentum und von Sponsoring. Seit 2010 ist www.startnext.de aktiv. Seither hat Deutschlands Crowdfunding Community Nummer eins mit Ableger in Österreich 400’000 Euro zusammengebracht und 120 Projekten auf die Beine geholfen.
Und so funktioniert Crowdfunding oder Schwarmfinanzierung:
- Kulturschaffende, die für ihr Projekt Geld suchen, erarbeiten ein Projektdossier und Werbematerial, das ihr feu sacré für ihr Projekt, ihre Idee möglichst gut zum Ausdruck bringt. Damit stellen sie einen Antrag, auf einer Crowdfunding-Plattform aufgenommen zu werden.
- Ist diese erste Hürde geschafft, beginnt bei manchen Plattformen eine Startphase, in der das Projekt präsentiert und optimiert wird. Ziel dieser Phase ist es, möglichst viele Leute für das Projekt / die Idee zu interessieren, dass die Finanzierungskampagne Erfolg verspricht . Bei www.startnext.de z.B. braucht es je nach Finanzierungsziel eine minimale Anzahl Fans, bevor die eigentliche Finanzierung startet.
- Startet die Kampagne, heisst es alles oder nichts: In einer vorher festgelegten Frist müssen so viele Unterstützungszusagen zusammenkommen, dass das Finanzierungsziel erreicht wird. Falls die nötigen Zusagen nicht zusammenkommen, geht das Geld an die UnterstützerInnen zurück. Bei startnext.de liegt die Erfolgsquote bei etwa 40%.
- Nach einer erfolgreichen Finanzierung geht das gesammelte Geld an die ProjektinitiantInnen, die sich mit Dankeschöns und Goodies bei ihren UnterstützerInnen bedanken und mit der Realisierung des Projekts beginnen können.
Über ein Dutzend Projekte ins Netz gestellt hat die von der Ernst Göhner Stiftung, dem Migros Kulturprozent und der Pro Helvetia initiierte Plattform wemakeit.ch — ein Projekt konnte so bereits finanziert werden. Ebenfalls in den Startlöchern ist die Plattform 100-days.net von Ron Orp. Ab dem 16.2. werden da erste Projekte aufgeschaltet. Ab jetzt können also auch in der Schweiz die privaten KulturförderInnen ihre Lieblingsprojekte unterstützen und auch mit wenig Geld zu ihrer Realisierung beitragen.
11. Februar 2012 um 14:52 Uhr
Hallo! Interessiere mich für das Thema Crowdfunding und hab diesen Beitrag beim stöbern gefunden. Auch hilfreich ist folgender Link mit Hintergrundinfos – Praxisbeispielen und einem Startup Interview:
http://createordie.de/cod/artikel/Bytes-Vibes-%26-Hypes—Crowdfunding-4353.html
(Mit der kürzlichen Integration von createordie.de ins Webmagazin von entwickler.de funktioniert dieser Link leider nicht mehr, aber der am 8.2.2012 publizierte Artikel hiess „Bytes, Vibes & Hypes – Crowdfunding“. Anm. des Kulturflaneurs)
20. Mai 2014 um 15:53 Uhr
REPLY:
Schwarmfinanzierung…
…gefällt mir als Begriff noch fast besser als Crowdfunding — anyway herzlichen Dank für den Hinweis!
Ein Schwarm beeindruckt mehr als grosse Fische und…
…im Schwarm entsteht gemeinsame Energie.
Bei der Suche nach passenden Bildern bin ich durch dieses Bild auf diesen interessanten Blog zum verwandten Thema Crowdsourcing gestossen:
http://www.crowdsourcingblog.de/blog/2011/02/12/ein-schwarm-setzt-sich-in-bewegung/
14. Dezember 2015 um 17:24 Uhr
In vielen Bereichen wird mittlerweile auf diese Finanzierungsalternative zurückgegriffen und es ist klasse zu sehen, wie sich das ganze zwischenzeitlich entwickelt. Für viele ist dies oftmals auch die einzige Chance für ein eigenes Projekt und das Interesse der finanziellen Unterstützer steigt auch immer weiter an.
30. Dezember 2015 um 17:39 Uhr
Ja, diese Form der Projektfinanzierung erlebt eine rasante Entwicklung und beschränkt sich nicht mehr nur auf den Kulturbereich. Ich kenne inzwischen auch in meinem Umfeld etliche Projekte, die nur dank Crowdfunding zustande gekommen sind. Crowdfunding ist eine wirklich gute Sache, weil die Projektinitianten ein breites Umfeld für ihr Projekt interessieren und mobilisieren müssen (was bei der klassischen Kulturförderung keineswegs immer der Fall ist) und weil die vielen UnterstützerInnen, die mit ihren z.T. kleinen Beiträgen ein Projekt zum Laufen bringen, stolz sein können, etwas zum Gelingen beigetragen haben.