Im Dickens-Jahr wird der Erfinder des modernen Literaturbetriebs gefeiert wie noch nie — doch erst gestern wurde mir klar, was für ein Star Charles Dickens (1812 – 1870) schon zu seiner Zeit war.
Ein hörenswerter Beitrag Der Star aus der Gosse im Echo der Zeit zeigte mir, dass Dickens den modernen Literaturbetrieb erfunden hat: Er machte den vulgären Fortsetzungsroman salonfähig. Schon sein Frühwerk wurde mit Fanartikeln hemmungslos vermarktet. „In seinem letzten Lebensjahrzehnt erfindet Dickens die öffentliche Lesung. Er liest für ein zahlendes Publikum aus seinen Werken und bringt Säle mit 2000 – 4000 Plätzen zum Kochen. Hysterische Anfälle und Ohnmachten ereignen sich serienweise. ‚Welch ein Gefühl, Macht zu haben!‘ jubelt Dickens.“
Fürwahr: Dickens war der erste Popstar in der Literatur und würde heute im Zürcher Hallenstadion auftreten.
12. Februar 2012 um 11:21 Uhr
dass das Phänomen der haysterischen Anfälle und Ohnmachten eher auf die Popmusik verlagert hat – sofern es heute überhaupt noch vorkommt.
Die Ära des Fortsetzungsromans ist aber eigentlich vorbei. Heute guckt man Fortsetzungen lieber im Fernsehen. Dickens lesen lohnt sich aber immer noch. Mein persönlicher Favorit ist „A Tale of Two Cities“. Über eine brave, britische Familie, die wegen der französischen Revolution in Bedrängnis gerät.