Nichts gegen Feiertage, mit denen katholische Lande reichlicher gesegnet sind als protestantische (vgl. Tabelle auf Wikipedia) — sie bringen zusätzliche Freitage, die man gerne einzieht. Ein gutes Beispiel ist Mariä Empfängnis am 8. Dezember, im reformierten Zürich als „Mary’s Shopping Day“ berüchtigt, weil Heerscharen aus der Zentralschweiz einfallen, um sich mit Weihnachtsgeschenken einzudecken. Aber wenn Feiertage so überfallartig stattfinden, wie Ietzthin St. Leodegar in Luzern, hätte man lieber keinen Feiertag.
Am 2. Oktober wird in Luzern der Kirchenpatron der Hofkirche gefeiert. Sankt Leodegar, ein renitenter Heiliger, der trotz Blendung und herausgerissener Zunge weiter predigte, wurde letztlich nicht wegen seines Glaubens, sondern wegen seiner weltlichen Ränke zum Märtyrer. Zu Ehren dieses eher mittelmässigen Heiligen also bleiben am 2. Oktober in der Stadt Luzern die Geschäfte geschlossen. Damit nicht genug: Am Vortag von Feiertagen schliessen die Läden wie an einem Samstag schon um 16 Uhr. Da heuer der Leodegar auf einen Dienstag fiel, hatten wir am Montag ladenöffnungsmässig schon wieder Samstag — eine Falle für einen wie mich, der mit St. Leodegar nichts am Hut hat, deshalb jedes Jahr von diesem lokalen Feiertag überfallen wird und überrascht vor geschlossenen Ladentüren steht.
Dieses Jahr war mir Leodegar sogar rechtzeitig ins Bewusstsein vorgedrungen, aber als ich am Montagabend noch Ersatz für diese Spezialbirne beschaffen wollte, hatte ich nicht mit einem Samstag an einem Montag gerechnet und mein favorisiertes Elektrofachgeschäft Maréchaux war wegen Leodegar schon zu. Aber — oh, Wunder — die Geschäftsführerin, die im hell erleuchteten Laden noch Bürokram erledigte, schloss extra nochmals auf und verkaufte mir die gewünschte Spezialbirne. Das nenne ich Service! Und: Unsere Esstischlampe „Titania“ erstrahlt trotz Leodegar in neuem Licht:
Übrigens: Auch die Luftwaffe im benachbarten Emmen foutierte sich um den Luzerner Stadtheiligen und störte die Feiertagsruhe mit Übungsflügen von Kampfjets. Sankt Leodegar kann als Feiertag also getrost abgeschafft werden.
3. Oktober 2012 um 21:56 Uhr
ist hoch interessant. Ich frage mich nur, weshalb diese Mittelalter-Historiker immer ein Deutsch schreiben, das einem jegliche Lust am Lesen vergällt.
Weisst Du auch, wer Titania ist? Sie ist die Elfenkönigin im „Sommernachtstraum“ von Shakespeare. Das ist eine federleichte Komödie mit allerlei Zauberkram. Auch die Elfen-Majestät wird Opfer eines Tricks und verliebt sich in einen Weber mit Eselskopf – sehr zum Vergnügen ihres Gatten Oberon. Das Wissen darum macht das morgendliche Zeitungslesen im Oktobernebel doch sehr viel poetischer!
4. Oktober 2012 um 2:31 Uhr
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Und ich hab immer gedacht, Titania sei der siebzehnte von den 27 bekannten Uranus-Monden.