Bevor es vorgestern im Vallon de Saint-Imier Katzen hagelte, gab sich der Mont Soleil Mühe, seinem Namen alle Ehre zu machen. Das Solarkraftwerk Mont-Soleil war 1992, als es in Betrieb ging, die grösste Photovoltaikanlage in Europa. Überhaupt ist der Mont Soleil ein Kraftort der CO2-freien Energieproduktion: Der JUVENT Windpark, der sich von hier bis zum Mont Crosin erstreckt, ist mit seinen 16 Windrädern der grösste in der Schweiz.


 
Auf dieser Solarfarm in den Freibergen besteht sogar der Gartenzaun aus Solarpaneln.

Klimaspuren auch im Jura zum zweiten: Auf unserer Wanderung von unserem Feriendomizil in Les Bois auf den Mont Soleil sind wir auf Solarbauernhof gestossen, bei dem ich nicht sicher bin, ob er mehr Strom oder mehr landwirtschaftliche Produkte erzeugt. Alle möglichen Flächen, wie Dächer, Scheunenwand etc., sind mit Solarpaneln verkleidet, sogar die Garagentore und der Gartenzaun müssen für die Stromproduktion herhalten – was architektonisch nicht 100%ig zu überzeugen vermag.

Mont-Soleil testet und vergleicht Solarpanels verschiedener Hersteller bezüglich Leistung und Effizienz (in der 1. Reihe).

Das Solarkraftwerk Mont-Soleil hat gemäss Homepage mit einer Solarzellenfläche von 4575 qm eine Nennleistung von 560 kW. Es speist durchschnittlich 550 MWh Strom pro Jahr ins Netz ein und deckt damit den Verbrauch von knapp 120 Haushalten. Die vor 30 Jahren installierten, monokristallinen Solarzellen haben einen Wirkungsgrad von 12.5%, während Solarzellen des gleichen Typs heute einen Wirkungsgrad von 20 – 22% erzielen. Eine heute erstellte Photovoltaikanlage derselben Grösse wäre also wesentlich produktiver, aber dennoch hat sich die Investition mehr als gelohnt: Die in die Anlage investierten 4400 MWh „Embodied Energy“ waren mit einer Jahresproduktion von 550 MWh nach acht Jahren amortisiert. Seither ist die Energiebilanz des Solarkraftwerks im Plus: Mont-Soleil hat bis jetzt mehr als das 3.5-fache der Energie erzeugt, die ursprünglich in den Bau der Anlage gesteckt wurde. Abgesehen davon sei der primäre Zweck von Mont-Soleil nicht die Produktion, sondern die Forschung und Entwicklung.

Der in den 90er Jahren installierte JUVENT Windpark auf dem Mont Soleil / Mont Crosin ist immer noch der grösste der Schweiz.

Der Windpark Mont Crosin, der sich bis zum Mont Soleil erstreckt, hat 1996 mit 3 Turbinen und 1.8 MW Leistung begonnen und wurde bis 2016 auf 16 Turbinen mit 37.2 MW Leistung ausgebaut. Dabei wurden 2013 und 2016 die ältesten vier Turbinen durch grössere und leistungsstärkere Turbinen ersetzt – Repowering nennt sich das auf Neudeutsch. Die neusten vier Turbinen haben eine Leistung von je 3.3 MW, sind damit die leistungsstärksten in der Schweiz und erhöhen die Jahresproduktion von 50 auf 70 GWh. Damit werden mehr als 15’000 Haushalte mit Windstrom versorgt.

Der Windpark Mont Crosin ist zur Touristenattraktion avanciert, schrieb ich in Klimaspuren auch im Jura und jetzt frage ich mich, warum es eigentlich nicht vorwärts geht mit der Windenergie in der Schweiz, denn gemäss Suisse- Éole sind aktuell erst 42 Anlagen mit über 100 kW mit total 86.65 MW Leistung in Betrieb, hinzu kommen 0.38 MW aus kleineren Anlagen, insgesamt beträgt die installierte Leistung aller Windkraftanlagen in der Schweiz rund 87 MW. Sie produzierten 2020 total 146 GWh Strom. Gemäss Bundesamt für Energie braucht es bis 2050 ca. 800 – 900 Anlagen, um die Ziele erreichen zu können. Dies entspricht ca. 120 Windparks mit je 5 – 10 Anlagen.

Kurz: Der Windpark Mont Crosin ist zwar toll, aber die Windenergie steckt in der Schweiz immer noch in den Kinderschuhen.

Das Solarkraftwerk Mont-Soleil
auf der Kulturflaneur-Karte