Da fährt einer für ein paar Tage nach Paris, quartiert sich im Bahnhofhotel am Gare de l’Est ein, raucht ein paar Zigaretten, sinniert über das Leben und das Schreiben, schaut sich die Ankunft der Tour de France auf der Pariser Champs-Élysées lieber im Fernsehen statt live an — und fährt dann wieder nach Hause, ohne viel von Paris gesehen zu haben. Das kann nur einer: der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel, der gestern seinen 80. Geburtstag feierte.
Zur Feier brachte das Schweizer Fernsehen SRF am Sonntag das sehr schöne Dokumentarfilmportrait Zimmer 202 von Eric Bergkraut:
„Zimmer 202“ ist zwar kein Schweizer Problemfilm, in dem die Akteure stundenlang am Küchentisch sitzen und einander anschweigen, dennoch hat dieses filmische Portrait die typisch schweizerische Bedächtigkeit. Wahrscheinlich gerade weil Peter Bichsel sich nicht vom Gare de l’Est wegbewegt, erfährt man viel über den populären und wohl schweizerischsten Schriftsteller, sein Leben, seine Werke und sein Verhältnis zu Paris, dem Ziel der Sehnsüchte. Als der Film 2010 rauskam, dachte ich mir, einen Film über einen, der nach Paris fährt, aber dann doch nur auf seinem Hotelzimmer bleibt, kann ich mir sparen. Aber nachdem ich ihn nun dennoch gesehen habe, möchte ich den Train-and-Hotel-Movie als einfühlsames Portrait eines Schweizer Schriftstellers allen Literaturfans ans Herz legen.
26. März 2015 um 12:33 Uhr
Der Herr Kulturflaneur hat ja die Angewohnheiten, mich gelegentlich zum Genuss von Filmen geradezu zu verdonnern. Mit „Zimmer 202“ hat er das so gemacht – ich fand ja auch, den Film könne ich mir sparen. Aber für Hobby-Schriftsteller/innen ist er ein absolutes Must. Man lernt darin jede Menge übers Erzählen, über die Imagination und übers Schreiben.