Haben Sie sich auch schon dabei ertappt, dass Sie Bilder eines Unglücks oder sogar einer Katastrophe so faszinierend fanden, dass Sie jedesmal gebannt hinschauen müssen, obwohl Sie die Bilder schon x-mal gesehen haben und Sie wissen, dass bei diesem tragischen Ereignis Menschen ihr Leben lassen mussten?
Mir jedenfalls geht es manchmal so, dass Bilder durch ihre ständige Wiederholung in den Medien ihren Schrecken verlieren und dafür eine gewisse — ich sage mal — Ästhetik des Grauens bekommen. Das letzte Mal ging es mir so mit dem grossen Fischkutter, der vom Tsunami in Japan wie ein Papierschiffchen über die Hafenmauer gespült wurde. Die Bilder von den Flugzeugen, die in die New Yorker Twin Towers rasen, haben sich so tief im kollektiven Bewusstsein festgesetzt, dass sie zu Ikonen des Bösen wurden. Abstrahiere ich einmal von den über 3000 Toten, die es bei 9/11 gab, üben die Bildsequenzen mit den Flugzeugen, die in die Türme des World Trade Centers fliegen, nach wie vor eine eigenartige Faszination aus.
Deshalb: Ist einmal der Leichengeruch verweht, können Bilder von einem Unglück irgendwie „schön“ sein und durch die Distanz bisweilen sogar ein Schmunzeln bewirken, weil sie derart kurios sind. Dieses Bild hier ist zu einer schaurig schönen Ikone des Eisenbahnunglücks geworden — und fasziniert mich schon seit bald 30 Jahren:
Gemäss Wikipedia überlebten alle Zuginsassen das Unglück, aber unten auf der Strasse wurde die Zeitungsfrau Marie-Augustine Aguilard von den herabfallenden Trümmern erschlagen. Das schaurig schöne Bild jedoch ist heute noch weit verbreitet und posterwürdig.
18. Mai 2011 um 8:37 Uhr
Jedem Wiener, der damals schon alt genug war, ist wohl das Bild von dem Autobus auf der eingestürzten Reichsbrücke* vom 1. August 1976 in Erinnerung. Auch damals kam zum Glück lediglich eine Person ums Leben.
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18. Mai 2011 um 10:48 Uhr
REPLY:
Danke für die eindrücklichen Bilder, die sich im kollektiven Gedächtnis der WienerInnen festgesetzt haben müssen, war doch die eingestürzte Reichsbrücke mit dem Donaubus monatelang eine Pilgerstätte für Schaulustige:
In meinem Gedächtnis hingegen ist nur Niki Laudas Unfall auf dem Nürnburgring, der gleichentags passierte, haften geblieben, wenn auch ohne Datum.
18. Mai 2011 um 20:13 Uhr
Dieses Bild von einem zwischen zwei Trams eingeklemmten Auto zierte einst meine Studentenbude:
Es war viel mehr als die Faszination des Crashs, die mich bewog, es aufzuhängen. Ich war eine grosse Autofeindein damals und betrachtete gerne mit Häme diesen Sieg des öffentlichen Verkehrs über das Auto.
18. Mai 2011 um 21:17 Uhr
REPLY:
*lol*
Ich habe ja ein Faible für viele Bilder, die den Pulitzer-Preis gewonnen haben; über die Jahre hinweg spiegeln sie über den jeweiligen Moment hinaus sehr viel Zeitgeschichte wieder.
Eines, bei dessen Betrachtung mir immer wieder mulmig wird:
http://walkuere.twoday.net/stories/134167/
19. Mai 2011 um 10:21 Uhr
REPLY:
Tja, liebe Frau Frogg, nicht alle haben einen Magic Night Bus mit Sound von The Who!
19. Mai 2011 um 11:27 Uhr
REPLY:
Danke, Frau Walküre, für den Hinweis auf dieses schaurig schöne Unfallbild mit mirakulöser Rettung. Der Lastwagenfahrer hat Pulitzer-würdiges Schwein gehabt!
Quelle: http://www.oneheartonemind.wordpress.com
Kaltblütig waren nicht nur seine Retter, sondern auch die Amateurfotografin Virginia Schau, die das Bild 1953 mit einer Kodak „Brownie“ Box, dem iPhone von damals, schoss und als erste Frau einen Pulitzer-Preis gewann.
20. Mai 2011 um 10:08 Uhr
kenne ich auch gut. Nicht unbedingt aus einer Leidenschaft für Unglücksfälle, sondern mehr aus einer Begeisterung für Dampflokomotiven. Und da das Motiv ja eher „ungewöhnlich“ ist, hat es sich mir „in meine Festplatte“ eingebrannt.
Natürlich möchte ich auch zur Katastrophensammlung ein Bild hinzufügen, welches sich in das kollektive Unterbewusstsein hinein geschlichen hat. Nicht zuletzt durch eine der berühmtesten Rockbands aller Zeiten:
luftschiff-hindenburg_burning_1937, a photo by r2d20201 on Flickr.
Unglücksfälle