Am Montag, 5.5.25, um 9 Uhr, trifft sich unser 60plus-Grüppli wieder einmal zum Montagskino: Wir schauen uns den Film Les Dames von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond an. Ihr Dokumentarfilm portraitiert fünf Frauen zwischen 63 und 75 — eine unspektakuläre, humorvolle, sensible und ehrliche Innenansicht der fünf Damen.

Fünf alleinstehende, ältere Damen aus der Romandie erzählen, wie sie Tag für Tag mit ihrer Einsamkeit ringen. Trotz allem wollen sie weiter das Leben geniessen. «Immer noch Frau» ist der deutsche Titel von «Les dames» — auf der-andere-film.ch findet eine Kommentatorin diese Übersetzung diskriminierend. «Stellen Sie sich vor es ginge um Männer…», schreibt sie. Damit hat sie natürlich Recht. Niemand würde einen Film über fünf ü60-Männer mit «Immer noch Mann» betiteln — das wirkt irgendwie provozierend und würde die „Manneskraft“ dieser Männer in Frage stellen.

Andererseits steckt in diesem «Immer noch Frau» etwas Trotziges, zumal das Leben nicht mit der ersten AHV endet. Im Ruhestand sind Frauen nicht nur in der Schweiz in der Überzahl, bleiben jedoch in der Öffentlichkeit seltsam unbemerkt, schlimmer, sie fühlen sich oft unsichtbar, wissend, dass ihr Datum abgelaufen ist, obwohl sie noch gut zwanzig, dreissig Jahre vor sich haben. Doch was können sie mit ihren Wünschen und Bedürfnissen Männern gegenüber machen, wenn diese sie nicht mehr wahrnehmen? Viele sind auch enttäuscht von langweiligen Begegnungen, andere haben ihre Sexualität aufgegeben, obwohl in glücklichen Momenten ihre Augen funkeln, wenn sie über Liebe sprechen.

Die beiden Filmemacherinnen haben die alten Frauen ein Jahr lang begleitet, um an ihrem alltäglichen Leben teilzuhaben. Die lange Dreharbeit, die Anwesenheit der Kamera, vor allem aber die Offenheit und Empathie der zwei jungen Frauen ermunterten die alten zur Offenheit und zur Auseinandersetzung mit sich und ihrem Alter. Über die Monate hin offenbarten sie mehr und mehr von ihrer Persönlichkeit. Was die fünf Frauen über Freundschaft, Nähe, Zärtlichkeit, Liebe und Sexualität erzählen, ist es, was diesen Film so sehenswert macht, diese kleinen Sensationen des Alltags.

Einsamkeit

Letztlich dreht sich «Les dames» um das übergeordnete, gesellschaftliche Thema Einsamkeit, von dem Frauen überproportional betroffen sind. Hierzu nur ein paar wenige Zahlen vom Bundesamt für Statistik: Von den 403’500 verwitweten Personen, die 2020 in der Schweiz lebten, waren 80.1% Frauen. Das liege zum einen daran, schreibt das BfS in der Publikation Demografisches Porträt der Schweiz von 2020, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, zum anderen, dass Männer eher geneigt sind, wieder zu heiraten. Dazu kommt, dass Männer häufiger jüngere Frauen heiraten als umgekehrt. Zusammen mit der geringeren Lebenserwartung der Männer, die 2020 81.0 Jahre betrug, führt das dazu, dass Frauen, die 2020 im Schnitt 85.1 Jahre lebten, mit grösserer Wahrscheinlichkeit die letzten Jahre ihres Lebens alleine sind.

Der Film zeigt, wie fünf Frauen individuell mit diesem Problem umgehen und dabei viel Mut und Tapferkeit aufbringen, um ihr Leben täglich neu zu erfinden.

Les dames — Immer noch Frau

Wer bei unserem Montagmorgenkino am 5.5.25 nicht dabei sein kann, kann den Film «Les dames — Immer noch Frau» auf Play Suisse, wo er noch bis am 31.12.2025 verfügbar ist, streamen. «Les dames» (CH 2018, 81 Min., Fdfi), Drehbuch & Regie: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond, Produktion: Association Climage, Stéphane Goël