All die legendären Züge, wie den Trans-Europ-Express oder den Orient-Express, gibt es längst nicht mehr. Allenfalls verkehren sie noch in einer restaurierten Nostalgieversion als Sonderzüge für Touristen. Der Voralpenexpress hingegen, der unter diesem Namen seit 1991 quer zu den Hauptlinien Luzern mit St. Gallen und Romanshorn verbindet, ist sicher nicht so berühmt, aber dafür immer noch unterwegs und ein Geheimtipp unter Kennern.

An Pfingsten hatte Frau Froggs Bruder Geburtstag — ein Grund für eine Reise mit dem Voralpenexpress. Ein zweiter Grund: Der VAE führt durch landschaftlich reizvolle Gegenden. Bis ins sanktgallische Schmerikon beispielsweise ist links oder rechts fast immer ein See zu sehen. Ein dritter Grund für mich ist Nostalgie: 1997 bis 1999 pendelte ich mit dem VAE von Stäfa nach Luzern.


Der VAE zelebriert sich selbst: Auf den Fensterbrettern zeigt eine Karte die Strecke: Luzern – Küssnacht – Arth-Goldau – Biberbrugg – Pfäffikon – Rapperswil. Der Rest der Strecke ist nicht mehr auf dem Bild. Sie führt über Wattwil, Herisau und St. Gallen bis nach Romanshorn an den Bodensee. (Die roten Zahlen beziehen sich auf die Zwischentitel im nachfolgenden Text.)

1 Luzerner Becken, Pilatus und Verkehrshaus


Das Luzerner Becken ist ein Arm des weit verzweigten Vierwaldstättersees, dahinter der Luzerner Hausberg: der Pilatus.


Das Verkehrshaus, der Voralpenexpress und der Fotograf. Das Verkehrshaus ist wohl das beliebteste Schulreiseziel der Schweiz und ein Traum für jeden Göttibuben. (Eine Statistik der beliebtesten Reiseziele von Gruppenreisen in der Schweiz suchte ich vergeblich.)

2 Küssnachter Becken und Küssnacht am Rigi


Das Küssnachter Becken ist ein weiterer Arm des Vierwaldstättersees, dahinter die Königin der Touristenberge: die Rigi.


Küssnacht am Rigi ist nicht das erste Mal in meinem Blog: Vor einem Jahr war es Ziel der viel gelesenen Expedition in die Agglomeration und vor einem halben Jahr berichtete ich über das Klausjagen in Küssnacht und die Folgen für unser Wohnquartier.

3 Zugersee, Rossberg und Arth-Goldau


Diesmal ist der See auf der linken Seite: Der Zugersee und der Rossberg. Von Immensee nach Arth-Goldau benutzt der VAE die Geleise der Gotthardalpentransversale Basel – Chiasso – Milano. Sie führen an der Nordflanke der Rigi dem Zugersee entlang.


Arth-Goldau ist für zweierlei bekannt: Für den Bergsturz, der 1806 zwei Dörfer begrub und 457 Tote forderte, und für seinen Bahnknotenpunkt: Hier vereinigen sich die verschieden Zubringerlinien von Luzern, Basel und Zürich zur Gotthardlinie und hier kreuzt der Voralpenexpress die Gotthardstrecke.

4 Lauerzersee, Mythen und der Schwyzer Talkessel


Der nächste See ist wieder auf der rechten Seite: der Lauerzersee. Als er im letzten Winter zugefroren war, haben Jugendliche nachts das eingeschlossene Eis-Gas abgefackelt.


Kurz danach ist der Talkessel von Schwyz mit den Mythen zu sehen.

5 Das Hochmoor von Rothenturm und Biberbrugg


Ein Politikum: die Moorlandschaft von Rothenturm

Vor 25 Jahren war diese 10 qkm grosse Hochebene zwischen Rothenthurm und Biberbrugg ein Politikum. Die Schweizer Armee wollte in dieser letzten grossen zusammenhängenden Moorlandschaft des Alpennordrands einen Waffenplatz bauen. Doch sie hatte nicht mit dem starken Widerstand der Lokalbevölkerung gerechnet. Die Rothenturmer lancierten eine nationale Volksinitiative zum Schutz der Schweizer Moore, die 1987 mit 57% Ja deutlich angenommen wurde — im Kampf von David gegen Goliath hatte sich der in seiner Existenz bedrohte Bauer Adolf Besmer gegen das übermächtige Armee-Establishment durchgesetzt, was damals eine politische Sensation war. Im Detail nachzulesen ist diese interessante Geschichte eines erfolgreichen Widerstands hier.


Das Bild vom Bahnhof Biberbrugg zeigt: Hier sind definitiv nicht mehr die Biber, sondern die Verkehrsplaner am Werk. In Biberbrugg sind die Abzweigungen von Strasse und Schiene nach Einsiedeln.

6 Zürichsee, Pfannenstiel und der Seedamm


In Schindellegi erscheint rechterhand der Zürichsee. Im Hintergrund das Zürcher Oberland. Gut zu sehen sind die Inseln Ufenau und Lützelau sowie der Seedamm von Rapperswil, der den Zürichsee und den Obersee (rechts) trennt und das schwyzerische Pfäffikon mit dem sanktgallischen Rapperswil verbindet. Bevor der Voralpenexpress über diesen Damm fährt, kurvt er eine 50 Promille steile Rampe an den Zürichsee hinunter — auch ohne Kehrtunnels ist die aussichtsreiche Strecke recht spektakulär.


Kein See, sondern nur ein Weiher ist der Itlimoosweiher, dahinter sind der Zürichsee und die Hügelkette des Pfannenstiels zu sehen.


Die Kunst am Bahnhof von Wollerau zeigt das schwyzerische Steuerparadies von oben.

Mit diesem Bild endet diese Hymne an den Voralpenexpress, weil der Akku meiner Kamera erschöpft war — anyway mehr Seen gab’s bis St. Gallen nicht mehr zu sehen.