Auch diese Wanderung mit abl würde — wie meine letzte Tour übers Michaelskreuz — grösstenteils der nationalen Wanderroute 3, der Alpenpanoramaroute, folgen. Sie wäre quasi die Fortsetzung der April-Wanderung. Doch wegen zu wenig Anmeldungen und einer Regenfront, die über uns hinwegbrauste, musste ich die Tour vom 8. Juni leider absagen, was schade ist, gibt es doch über den Sonnenberg einige interessante Stories, etwa zur Tourismusgeschichte, zum Bergbau oder zur Entstehung des Rängglochs.

Interessant ist der Sonnenberg aus verschiedenen Aspekten:

  • Tourismus: In der Belle Epoque war Luzerns „kleiner Hausberg“ Teil der touristischen Infrastruktur für die internationalen Gäste — neben der Gütschbahn, die zum märchenhaften Schlosshotel hinaufführt, gab es auf dem Sonnenberg ein Grandhotel mit eigener Standseilbahn, Parkanlage und Tennisplatz. Und der Golfclub Luzern betrieb einen 15 ha grossen Neun-Loch-Golfplatz.
  • Internierte und Flüchtlinge: Der mondäne Hotelbetrieb auf dem Sonnenberg war wegen der beiden Weltkriege nur von kurzer Dauer — im Ersten Weltkrieg waren im Grandhotel Internierte einquartiert, im Zweiten Weltkrieg Zivilflüchtlinge, v.a. Russinnen, die nach ihrer Rückkehr in Stalins Russland ein tragisches Schicksal erlitten.
  • Bergbau: Schon im Mittelalter wurde am Sonnenberg Erz abgebaut — aus der Erzgrube wurde später dank einem findigen Hotelier die Wolfschlucht. Im 19. Jahrhundert, aber v.a. während des Zweiten Weltkriegs, wurde am westlichen Ende des Sonnenbergs in Schächten und Stollen Kohle gewonnen.
  • Geologie und Geomorphologie: Merkwürdig ist, dass das Kriensertal zwei Abflüsse hat, oben fliesst der Ränggbach durchs Ränggloch in die kleine Emme und unten der Krienbach in die Reuss. Fragt sich nur, wie das Ränggloch, der schmale Schlitz durch den Sonnenberg entstanden ist. Klar ist, dass die Luzerner Antwort auf die Viamala (Tagi-Wanderblogger Widmer) nicht von Menschenhand erschaffen wurde.

Die Expeditionsroute

Die Route über den Sonnenberg führt vom Bahnhofplatz (1) der Reuss entlang und dann via Château Gütsch (2) zur Bergstation der Sonnenbergbahn (3). Nach einem Abstecher durch die Wolfschlucht (4) geht’s vom Sonnenberg runter ins Ränggloch (5). Via Blattigweier (6) erreichen wir Obernau (7), von wo wir den Bus Nr. 1 zurück nehmen. Total: 9.9km, 490 m auf- und 370 m abwärts, 3¼ Std.

Die Sonnenbergüberschreitung beginnt und endet flach. Der Aufstieg zum Château Gütsch ist eine Zickzacktreppe, der Abstecher in die Wolfschlucht sowie der Abstieg ins Ränggloch und der kurze Aufstieg am Gegenhang sind teilweise stotzig (wer Probleme mit den Knien hat, sollte Wanderstöcke mitnehmen). Doch der grösste Teil der Wanderroute verläuft im Wald und ist nur mässig steil.

Was gibt’s unterwegs zu sehen?

Abgesehen von den oben erwähnten Überresten der touristischen Infrastruktur auf dem Sonnenberg, den Spuren des Bergbaus und der Luzerner Viamala gibt es immer wieder tolle Ausblicke in die Zentralschweizer Alpen, ins Mittelland sowie auf die Agglo rund um den Sonnenberg. Last but not least gibt es einen Nachtrag zu meiner Tour vom letzten November, die Krienbach aufwärts führte: Wir besichtigen den unteren Teil der von Conrad Escher angedachten Zähmung des Ränggbachs sowie den Blattigweier, das Ausgleichsbecken am Anfang des 1592 erbauten Ehehaftenkanals, der die Krienser Industrie mit stetiger Wasserkraft versorgte.

Die Details zu dieser Agglo-Tour

  • Datum und Zeit: Mittwoch, 8. Juni 2022, 14 bis 18.30 Uhr
  • Treffpunkt: 14.00 Uhr, Torbogen auf dem Bahnhofplatz
  • Teilnehmende: maximal 15 Personen
  • Länge & Höhendifferenzen: 9.3 km, 490 m aufwärts und 370 m abwärts
  • Wanderzeit & Dauer: 3¼ Stunden, mit Pausen gut 4 Stunden
  • Rückreise: Mit VBL-Bus 1 von Kriens-Obernau nach Luzern
  • Ausrüstung: Gute Schuhe, Regenschutz, Snack und Getränke
  • Disclaimer: Wer mitkommt, tut dies auf eigenes Risiko. Wir übernehmen keinerlei Haftung.
  • Kosten: Ausser den Auslagen für eigene An- und Rückreise, Verpflegung und Getränke, keine
  • Schlechtwetter: Diese Tour findet bei jedem Wetter statt, ausser es hagelt Katzen. Bei allzu garstigem Wetter wird die Wanderung bis 11 Uhr vormittags an dieser Stelle abgesagt.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Falls Interesse besteht, die Wanderung im kleinen Rahmen nachzuholen, bitte ich um eine kurze Nachricht per Email oder einen Anruf an 041 420 27 46. Andernfalls setze ich diese interessante Sonnenbergüberschreitung zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufs Programm von Wandern mit abl.

Aussichtspunkt Sonnenbergbahn
auf der Kulturflaneur-Karte