Für die diesjährige Delegiertenversammlung der IG Kultur Luzern haben wir uns etwas besonderes einfallen lassen: ein Kulturreisli in den Kanton Obwalden zu Bruder Klaus. Vor der DV stand die Besichtigung des Museums Bruder Klaus in Sachseln auf dem Programm, nach der DV eine Schifffahrt nach Sarnen und eine Führung durch die neue Badi mit Aussicht.
Niklaus von Flüe — Vermittler zwischen Welten
Bruder Klaus, wie er sich als Einsiedler in Flüeli Ranft nannte, lebte von 1417 bis 1487, war Bauer, Politiker, Familienvater, Eremit und Mystiker. Er spielte mit seiner Vermittlung von 1481 beim Stanser Verkommnis eine entscheidende Rolle für die Eidgenossenschaft und ist deshalb so etwas wie der Nationalheilige der Schweiz. Das Museum Bruder Klaus, das 1976 eröffnet wurde, musste nach 35 Jahren baulich saniert werden. Gleichzeitig wurde die Ausstellung, die nicht mehr zeitgemäss war, von Grund auf neu gestaltet, was nicht ganz ohne Nebengeräusche ablief, ist doch die Darstellung des Lebens von Bruder Klaus nicht unumstritten: Als er sich für sein Eremitendasein entschied, liess er doch seine Frau Dorothea allein mit zehn Kindern auf dem Hof zurück…
Die IG Kultur im Foyer des Museums Bruder Klaus in Sachseln
Leise Reise — Sonderausstellung mit sechs Künstlerinnen
Schon bis anhin präsentierte das Museum Bruder Klaus neben der ständigen Ausstellung zum Leben von Niklaus von Flüe regelmässig auch Kunst von regionalen Künstlern und Künstlerinnen im Rahmen von Sonderausstellungen. In „Leise Reise“ zeigen sechs Künstlerinnen ihre Werke aus ihrem Schaffen, drei von ihnen — Gielia Degonda, Maya Reinhard und Irène Wydler — sind auch in der neuen Grundausstellung mit Projektionen zu den Visionen von Bruder Klaus präsent.
Raumgänge, 15-teilig, 2007, von Anna-Maria Bauer (*1947)
Mauer spitzen, 2012, Installation mit Spitzwegerich von Maya Reinhard (*1969)
entre-deux, 2003, Video (5 Min.) einer Überfahrt über den Rotsee von Anna Margrit Annen (*1951)
Museumsleiter und Kurator Urs Sibler vor Werken von Irène Wydler (*1943), die von Heuschobern auf einer Allmend inspiriert sind
Viadi, 2011/2012, Acryl und Kreide auf Papier, 200 x 380 cm, von Gielia Degonda (*1937)
Leise Reise, 1999, Polyesterharzobjekt mit getrockneten Fischen von Monika Günther (*1944)
Die unaufgeregten, meist subtilen Werke der sechs Gegenwartskünstlerinnen ergänzen und kontrastieren sehr schön die vergangenheitsbezogene Ausstellung über Niklaus von Flüe.
Rundfahrt auf dem Sarnersee
Nach der DV fuhren wir mit MS „Seestern“ nach Sarnen
Die Rundfahrt auf dem Sarnersee führte nah am Ufer entlang und zeigte die zahlreichen neuen Bonzenvillen von der Seeseite — Obwaldens Tiefsteuerstrategie findet augenfällig ihre ganz direkte Entsprechung in der gebauten Umwelt am Sarnersee.
Geile Badi mit Aussicht
Beim Zweijahrhunderthochwasser von 2005 wurde das Strandbad und der Campingplatz Sarnen bis zwei Meter hoch mit Geschiebe, Schutt und Geröll zugedeckt. Ein teures Hochwasserschutzprojekt soll eine Wiederholung der Katastrophe verhindern — und Sarnen bekam eine neue Badi, eine mit Aussicht:
Patrik Seiler (rechts) von der Architektengemeinschaft, die das eindrückliche und interessante Gebäude geplant hat, führte uns durch die neue Badi und stellte sich kritischen Fragen.
Vom Panoramabad im ersten Obergeschoss hat man eine traumhafte Aussicht auf den Sarnersee und die Berge. Das 25m-Schwimmbecken wird mit Solarenergie aufgeheizt.
Wahrlich eine geile Badi mit Durchblick. Gut möglich, dass ich diesen Sommer diese Badi auch mal mit Badehosen beehren werde.
Und: Danke, liebe IG Kultur, fürs Organisieren dieser vielseitigen und interessanten Kulturreise.
8. Mai 2012 um 22:30 Uhr
Ah, da hattet ihrs aber gut, dass ihr den Architekten direkt bei euch hatten. Wir blieben vor ein paar Wochen mit unseren Fragen (Warum ein Schwimmbecken 5 m neben dem See? Warum im 1. Stock? Warum das Schwimmbecken nicht wenigstens decken, damit man es auch im Winter benutzen kann?) allein vor der Badi stehen. Die Antwort, die wir uns dann selber gaben: Wahrscheinlich musste das zweckgebundene Geld von der Glückkette irgendwie verbaut werden.
(Aber geil ausschauen tut’s. Das stimmt.)
9. Mai 2012 um 11:22 Uhr
REPLY:
Ein paar Antworten kann ich Dir nachliefern:
Warum ein Schwimmbecken neben einem See? Ein Schwimmbecken verlängert die Badesaison: Das Wasser hat jetzt schon 24 Grad, während der See mit 6 Grad noch arschkalt ist.
Warum im 1. Stock? Die Wasseraufbereitung für ein Schwimmbad braucht enorm Platz. Und weil das Gelände nach wie vor hochwassergefährdet ist, war es nicht möglich die Anlage unter den Boden zu verlegen. Das Becken im 1. Stock ist also eine elegante Lösung für ein Platzproblem. Ausserdem ist da die Aussicht besser.
Warum kein Hallenbad? Das frage ich mich auch. Allerdings hat es in Kerns schon ein AquaCenter mit Sportschwimmbad.
Geld von Glückskette? Auch das weiss ich nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die elegante Lösung auch kostengünstiger als andere Varianten war.