Fast 50 Holzskulpturen von Alexander Curtius „bevölkern“ zur Zeit die Solothurner Vorstadt — wer Freude an naturnahen Skulpturen hat, sollte einen Rundgang durch die Open-air-Austellung machen.

Einen ersten Eindruck vermitteln die Bilder von Heidi Häusermann, die sie an der Vernissage am letzten Samstag gemacht und freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.


„Flammenschiff“ (Arve) im Aaregarten und Alexander Curtius mit einem Vernissagengast

Mir persönlich gefallen längst nicht alle Skulpturen des in Scuol lebenden Künstlers: Einige sind mir durch die starke Bearbeitung etwas zu „geschleckt“, andere wiederum sind fast unbearbeitet und zeigen, dass die Natur selber schon wunderschön-skurrile Skulpturen hervorbringt, die man nur noch als solche erkennen muss.


„Läuterung“ (Tanne) am ehemaligen Prison

Diese Skulptur hätte laut Alexander Curtius auch „Gefängnisgeist“ oder „Befreiung“ heissen können, was nicht so moralisch wäre…


„Schwinge“ (Arve) im Kreuzackerpark West

Auf dem Rundgang waren viele fasziniert von dieser Verdoppelung der Formen. Alexander Curtius ist als Künstler mehr ein „Finder“ als ein „Sucher“ — er sucht nicht nach einer passenden Umsetzung innerer Bilder, sondern macht etwas aus dem Material, das er in der Natur findet.

Über das Suchen und Finden hat Pablo Picasso einmal gesagt: „Ich suche nicht — ich finde. Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen und das Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungewissen sich geborgen wissen, die in der Ungewissheit, der Führerlosigkeit geführt werden, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht selbst das Ziel bestimmen.“ Ich bin mir allerdings unsicher, ob dieses Zitat auch auf Alexander Curtius zutrifft…


„Blattfische“ (Pappel) im Kreuzackerpark Ost

Sehr poetisch sind diese in einen Baum über die Aare gehängten Skulpturen, die als Gesamtkomposition einem Mobile ähneln, auch wenn es kein ausbalanciertes Gebilde ist. Folgendes Zitat von Alexander Calder, der für seine Metall-Mobiles berühmt ist, lässt sich durchaus auch auf Alexander Curtius‘ Blattfische anwenden: „Wenn alles klappt, ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht.“


„Tanzfläche“ (Tanne) im Kreuzackerpark Ost

Die „Tanzfläche“ ist wahrscheinlich das augenfälligste Werk der Ausstellung, weil es auf einem ehemaligen Brunnensockel im Kreuzackerpark sehr prominent platziert ist und weil es sich — im Gegensatz zu den anderen Skulpturen — um ein geometrisch streng komponiertes Werk handelt: eine Fläche, die tanzt.


„Halbmond“ (Lärche) beim Hotel Ramada

Der „Halbmond“ hingegen ist ein typischer Curtius: Glatte Flächen stehen in einem spannenden Kontrast zu urwüchsiger Natur des Lärchenholzes…

Hinweis:
Die von Johanna Gut (MANOLITO) organisierte Ausstellung „Holzskulpturen aus dem Engadin in der Solothurner Vorstadt“ dauert noch bis 18. Juni 2011, der Eintritt ist frei. Einige Skulpturen sind in Geschäften aufgestellt und nur während den Ladenöffnungszeiten zugänglich. Mehr: Ausstellungsflyer und Bildergalerie