Die Luzerner Kulturszene erlebt ein Déjà-vu: Wieder einmal sind in der Nähe von bestehenden Kulturbetrieben Wohnungen im oberen Preissegment geplant, wieder beruhigen die Investoren und die Behörden und wieder ist zu befürchten, dass Kulturhäuser wegen ruhebedürftigen Nachbarn ihren nächtlichen Betrieb einschränken müssen. Die Geschichte der Neuüberbauung der Butterzentrale von Emmi erinnert irgendwie fatal an die Boa — sogar die Akteure sind zum Teil noch die gleichen. Kein Wunder, bekommt man das Gefühl, die Stadt Luzern habe aus der Boa-Geschichte nichts gelernt.
Der heutige Bericht von Schweiz aktuell im Schweizer Fernsehen fasst die Situation kurz zusammen:
Damals wurde die Boa leichtfertig aufs Spiel gesetzt, heute sind der Theaterpavillon und das Jugendkulturzentrum Treibhaus durch die Wohnbauprojekte in der Nachbarschaft gefährdet. Damals hiess der Investor Jost Schumacher und Kurt Bieder präsidierte die grossstadträtliche Baukommission — heute ist der derselbe Kurt Bieder Baudirektor der Stadt Luzern und als solcher mitverantwortlich, dass „Shades of Milk“ (so heisst das Bauprojekt von Emmi) bei den Baubehörden und im Parlament glatt durchgewunken wurde. Dass es genügt, an die Vernunft des Publikums zu appellieren und die Gäste der Kulturbetriebe für die Anliegen der Anwohnerschaft zu sensibilisieren, glaubt wohl auch Sybille Umiker, die PR-Frau von Emmi, selber nicht. Deshalb verschanzt sie sich gegen Ende des TV-Berichts hinter der Position von Emmi, das Projekt sei zonenkonform und Emmi wolle auf diese Wohnungen nicht verzichten.
Wenn nicht noch eine Wunder die fatale Duplizität der Ereignisse verhindert — und wer glaubt schon an Wunder — wird die neue wunderbare Welt von Emmi so aussehen:
PS. Wie die NLZ berichtet, hat Sybille Umiker von Emmi bestätigt, dass es die Idee der Stadt Luzern gewesen sei, auf dem frei werdenden Areal der Butterzentrale Wohnungen zu bauen.
9. April 2011 um 18:04 Uhr
Tage ein Zitat gelesen: „In der Geschichte wiederholt sich nichts als die Fehler, die wir machen.“ Ich wünschte, ich wüsste jetzt noch, von wem das ist. Nicht passt besser hierher! Ist es Unverschämtheit oder Naivität? Oder schierer liberaler Glaube an das Primat des Steuersubstrats? Ich weiss es nicht.
10. Mai 2011 um 16:57 Uhr
Diese Geschichte hat das Potenzial zu einer Serie, sind doch die direkt Betroffenen drangeblieben und haben einen politischen Vorstoss eingereicht:
– Ausführliche Dokumentation auf http://www.kulturteil.ch
– Bilder zum Abriss der Butterzentrale von Pedestrian