Diese Wanderung ist eine Neuauflage der Tour Interessanter Sonnenberg, die ich im letzten Juni wegen einer Regenfront leider absagen musste. Doch „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, schrieb ich in der Absage, denn der Sonnenberg bietet einige interessante Stories, etwa zur Tourismusgeschichte, zum Bergbau oder zur Entstehung des Rängglochs. Den Abstecher durch die Wolfsschlucht müssen wir diesmal weglassen, ist doch die Wolfsschlucht am Sonnenberg gesperrt (LZ vom 29.4.2023).
Interessant ist der Sonnenberg aus verschiedenen Aspekten:
- Tourismus: In der Belle Epoque war Luzerns „kleiner Hausberg“ Teil der touristischen Infrastruktur für die internationalen Gäste — neben der Gütschbahn, die zum märchenhaften Schlosshotel hinaufführt, gab es auf dem Sonnenberg ein Grandhotel mit eigener Standseilbahn, Parkanlage und Tennisplatz. Und der Golfclub Luzern betrieb einen 15 ha grossen Neun-Loch-Golfplatz.
- Internierte und Flüchtlinge: Der mondäne Hotelbetrieb auf dem Sonnenberg war wegen der beiden Weltkriege nur von kurzer Dauer — im Ersten Weltkrieg waren im Grandhotel Internierte einquartiert, im Zweiten Weltkrieg Zivilflüchtlinge, v.a. Russinnen, die nach ihrer Rückkehr in Stalins Russland ein tragisches Schicksal erlitten.
- Bergbau: Schon im Mittelalter wurde am Sonnenberg Erz abgebaut — aus der Erzgrube wurde später dank einem findigen Hotelier die Wolfsschlucht. Im 19. Jahrhundert, aber v.a. während des Zweiten Weltkriegs, wurde am westlichen Ende des Sonnenbergs in Schächten und Stollen Kohle gewonnen.
- Geologie und Geomorphologie: Merkwürdig ist, dass das Kriensertal zwei Abflüsse hat, oben fliesst der Ränggbach durchs Ränggloch in die kleine Emme und unten der Krienbach in die Reuss. Fragt sich nur, wie das Ränggloch, der schmale Schlitz durch den Sonnenberg entstanden ist. Klar ist, dass die Luzerner Antwort auf die Viamala (Tagi-Wanderblogger Widmer) nicht von Menschenhand erschaffen wurde.
Die Expeditionsroute
Die Sonnenbergüberschreitung beginnt und endet flach. Der Aufstieg zum Château Gütsch ist eine Zickzacktreppe, der Abstieg ins Ränggloch und der kurze Aufstieg am Gegenhang sind teilweise stotzig (wer Probleme mit den Knien hat, sollte Wanderstöcke mitnehmen). Doch der grösste Teil der Wanderroute verläuft im Wald und ist nur mässig steil.
Was gibt’s unterwegs zu sehen?
Abgesehen von den oben erwähnten Überresten der touristischen Infrastruktur auf dem Sonnenberg, den Spuren des Bergbaus und der «Luzerner Viamala» gibt es immer wieder tolle Ausblicke in die Zentralschweizer Alpen, ins Mittelland sowie auf die Agglo rund um den Sonnenberg. Last but not least gibt es einen Nachtrag zu meiner Tour vom November 2021, die Krienbach aufwärts führte: Wir besichtigen den unteren Teil der von Conrad Escher angedachten Zähmung des Ränggbachs sowie den Blattigweier, das Ausgleichsbecken am Anfang des 1592 erbauten Ehehaftenkanals, der die Krienser Industrie mit stetiger Wasserkraft versorgte.
Die Details zu dieser Agglo-Tour
- Datum und Zeit: Mittwoch, 24. Mai 2023, 14 bis 18.30 Uhr
- Treffpunkt: 14.00 Uhr, Torbogen auf dem Bahnhofplatz
- Teilnehmende: maximal 15 Personen
- Länge & Höhendifferenzen: 9.5 km, 460 m aufwärts und 360 m abwärts
- Wanderzeit & Dauer: 3 Stunden, mit Pausen gut 4 Stunden
- Rückreise: Mit VBL-Bus 1 von Kriens-Obernau nach Luzern
- Ausrüstung: Gute Schuhe, Regenschutz, evt. Wanderstöcke, Snack und Getränke
- Disclaimer: Wer mitkommt, tut dies auf eigenes Risiko. Wir übernehmen keinerlei Haftung.
- Kosten: Ausser den Auslagen für eigene An- und Rückreise, Verpflegung und Getränke, keine
- Schlechtwetter: Diese Tour findet bei jedem Wetter statt, ausser es hagelt Katzen. Bei allzu garstigem Wetter wird die Wanderung bis 11 Uhr vormittags an dieser Stelle abgesagt.
Anmeldung
Eine Anmeldung per Email oder Telefon an 041 420 27 46 ist erwünscht, damit ich weiss, wie viele mitkommen. Ich freue mich auf alle, die mit mir über den Sonnenberg wandern.
24. Mai 2023 um 23:49 Uhr
Es war Sonnenberg MIT Wolfsschlucht. Doch ohne Sonne, anfänglich mit typisch lozärnerischem Nieselregen. – Ein sehr gelungener Nachmittag, kurzweilig, vom local guide fachkundig geführt, ein lässige Gruppe. Mir hat’s sehr gefallen, viel Neues gelernt in einer Umgebung, welche mir eigentlich nicht fremd war. Vielen herzlichem Dank dem Kulturflaneur!!